Als Handwerker im Ausland arbeiten: Jobs im Ausland für deutsche Handwerker

Als Handwerker im Ausland arbeiten

Dachdecker, Tischler, Bäcker oder Gärtner müssten eigentlich Traumberufe sein – denn nie waren die Aussichten besser. In Deutschland sind gute Handwerker auf Monate ausgebucht, seit einigen Jahren besteht akuter Mangel an ihnen. Hervorragende Voraussetzungen also für alle, die im Handwerk schnell aufsteigen oder sich gleich selbständig machen möchten. Sie können davon ausgehen, dass ihre Auftragsbücher lange Zeit gut gefüllt sein werden.

Handwerker Jobs im Ausland

Und auch auf Auslandserfahrung muss man nicht verzichten, denn in vielen Ländern nimmt man deutsche Handwerker mit Kusshand und bezahlt sie auch gut. “Made in Germany” steht in der ganzen Welt für ausgezeichnete Qualität. Deutsche Handwerker sind hervorragend ausgebildet, daher hochqualifiziert und haben den Ruf, zuverlässig und gewissenhaft zu arbeiten.

Bis zur deutschen Industrialisierung um 1800 war ein “Auslandsaufenthalt” für Handwerks-Gesellen sogar eine Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung. Auf der sogenannten Walz, einer Wanderzeit von je nach Branche festgelegter Dauer, sollten sie Arbeitsweisen in anderen Orten und Ländern kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln. Heute sieht “Auslandserfahrungen sammeln” ein wenig anders aus. Ein Arbeitsstopp in einem anderen Land ist jedoch nach wie vor ein Pluspunkt in jedem Lebenslauf.

Einige Länder bieten derzeit besonders gute Chancen für deutsche Handwerker.

Aktuelle Jobs im Ausland

In diesen Ländern haben deutsche Handwerker ausgezeichnete Jobaussichten

Australien 🇦🇺

Ebenso wie in Deutschland besteht in Australien ein akuter Mangel an Arbeitskräften im Bau- und Handwerksbereich. Und die Regierung tut einiges, um den Mangel zu beheben. Zum Beispiel, indem sie ausländische Fachkräfte anwirbt. Oder eine handwerkliche Ausbildung für Ausländer direkt in Australien attraktiv macht. Oder Handwerker überdurchschnittlich gut bezahlt.

Regelmäßig wird der Fachkräftebedarf im Land ermittelt und auf Bedarfslisten veröffentlicht. Diese heißen “Skilled Occupation Lists” (SOL) und können unter anderem auf der Webseite der australischen Migrationsbehörde abgefragt werden. Eine Reihe von verschiedenen Visa steht für Handwerksberufe auf der Liste zur Verfügung.

Man kann eine Einwanderungsagentur engagieren, das richtige Visum zu finden, um als Handwerker in Australien zu arbeiten. Denn bevor das Visum beantragt werden kann, muss anhand bestimmter Kriterien eine Einschätzung vorgenommen werden. Ein Punktesystem hilft ferner dabei herauszufinden, wie hoch die Chancen sind, das Visum erfolgreich zu bekommen. Erst wenn alles vielversprechend aussieht, gibt es grünes Licht. Und dann steht einem Arbeitsaufenthalt im sonnigen Down Under nichts mehr im Wege.

Infos zu Handwerker-Jobs in Australien

Gesuchte Berufe: Maler, Mechaniker, Köche, Dachdecker, Installateure, Tischler, Fliesenleger, Schlosser und andere.

Grundvoraussetzungen: Eine abgeschlossene Berufsausbildung wie zum Beispiel eine zwei- bis dreijährige Lehre sind ausreichend, um das notwendige Qualifikationsniveau für Australien nachzuweisen. Ideal sind ferner 3 Jahre Arbeitserfahrung nach Abschluss der Ausbildung.

Wie hoch ist der Verdienst? Im Bau- und Handwerksgewerbe betragen die üblichen Löhne zwischen 20 und  25 Australischen Dollar pro Stunde. Das sind zur Zeit umgerechnet 12 bis 15 Euro. In einigen Branchen kann man als Handwerker jedoch auch mehr verdienen.

Kanada 🇨🇦

In Kanada sehen viele Eltern ihre Kinder ebenso lieber mit einem Studienabschluss als mit einem Gesellenbrief. Viele Kanadier treten ihre Rente darüber hinaus noch vor dem 60. Lebensjahr an. Die Folge ist auch hier ein akuter Mangel an nicht-akademischen Fachkräften. Wie in Australien hat die Regierung daher ein Programm entwickelt, das gesuchten Berufsgruppen wie z.B. Handwerkern die Einwanderung erleichtert.

Vergleichbar mit dem in Australien ist Kanadas Punktesystem, anhand dessen die Immigrationsbehörde ermittelt, inwieweit eine Fachkraft aus dem Ausland für die Einwanderung geeignet ist. Um für das “skilled worker und professionals”-Programm in Frage zu kommen, müssen gute Sprachkenntnisse in Englisch und/oder Französisch vorliegen. Arbeitserfahrung, Alter und Familienstand spielen ebenfalls eine Rolle. Eine Liste mit gesuchten Berufsgruppen in Kanada, die “Priority Occupation List” (POL), findet man hier.

Deutsche, Schweizer und Österreicher nimmt man gern, denn sie gelten als fleißig und pünktlich.

Infos zu Handwerker-Jobs in Kanada

Gesuchte Berufe: Unter anderem Schreiner, Dachdecker, Maurer

Grundvoraussetzungen: Wer in Kanada arbeiten möchte, muss neben einer Berufsausbildung und Arbeitserfahrung auch gute Englischkenntnisse nachweisen. In einigen Gebieten des Landes sind auch Französischkenntnisse notwendig.

Wie hoch ist der Verdienst? Wie die Löhne in Kanada genau aussehen, das können Interessierte leicht und präzise ermitteln. Auf der “Job Bank” der kanadischen Regierung kann man seinen Beruf eingeben und erhält entsprechende Stellen mit genauen Gehältern. Ein Maurer kann mit Stundenlöhnen zwischen CAD 30 und 35 rechnen. Das sind aktuell zwischen 20 und 23 Euro pro Stunde. Das gehalt für Tischler liegt derweil um CAD 20 pro Stunde, was zurzeit ungefähr 13 Euro entspricht.

Vereinigte Arabische Emirate 🇦🇪

Wer sich nicht davor scheut, auch bei weit über 40 Grad hart zu arbeiten, dem bieten sich am persischen Golf hervorragende Verdienstmöglichkeiten. In Dubai boomt das Baugewerbe bekanntermaßen seit Jahren, und ganze Stadtteile werden innerhalb kürzester Zeit mit der Hilfe von ausländischen Kräften aus dem Boden gestampft. Die Wolkenkratzer-Stadt ist ein Touristenmagnet mit jährlich mehr als 15 Millionen Besuchern. Nicht nur im Baugewerbe braucht man daher dringend mehr Hände, sondern auch in der Gastronomie.

Deutsche stellt man besonders gern ein, da sie als hochqualifiziert gelten. Und laut Deutscher Handwerks Zeitung steigt man mit einer deutschen Handwerksausbildung direkt auf einem anderen Level ein.

So können deutsche Handwerker ihre Karriere in Dubai enorm ankurbeln und die gesammelten Erfahrungen nutzen, wenn ihre Zeit in den VAE abgelaufen ist. Denn eine Arbeitsgenehmigung, die “Labour Card” gilt in der Regel nur 3 Jahre. Um sie zu bekommen, hat man am Besten schon vorher eine Stelle gefunden.

In dem Fall kümmert sich der neue Arbeitgeber um bürokratische Angelegenheiten (und diese können komplex und undurchsichtig sein). Die Firma kennt sich mit den Anforderungen für die Labour Card aus und stellt meist einen Mittelsmann, der gegebenenfalls vor Ort beim Erledigen des Papierkrams hilft.

In den VAE gibt es eine gut vernetzte deutsche Community, die eine eigene Webseite unterhält.

Infos zu Handwerker-Jobs in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Gesuchte Berufe: Zimmerer, Maurer, Maler, Kfz-Mechaniker und Schweißer, Mitarbeiter im Hotel- und Gastronomiegewerbe

Grundvoraussetzungen: Abgeschlossene Handwerksausbildung und Berufserfahrung. Von Europäern werden in der Regel nur Englischkenntnisse und keine zusätzlichen Arabischkenntnisse verlangt.

Wie hoch ist der Verdienst? Die Gehälter sind mit den deutschen Löhnen vergleichbar oder liegen sogar darüber. Da man in den VAE keine Einkommenssteuer erhebt, ist der Verdient steuerfrei – das heißt brutto ist gleich netto.

Neuseeland 🇳🇿

Arbeiten in einem Land mit atemberaubender Natur und hoher Lebensqualität, das ist in Neuseeland möglich. Eine boomende Wirtschaft und eine gegen Null gehende Arbeitslosenquote haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass das Land ausländische Arbeitskräfte benötigt, um seinen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt decken zu können. Das heißt auch, dass deutsche Handwerker derzeit gute Chancen haben, in Neuseeland einen Job zu finden.

In welchen Berufen genau ausländische Kräfte gesucht werden, kann auf der “Skill Shortage List der neuseeländischen Immigrationsbehörde nachgeschlagen werden. Die Liste wird regelmäßig überarbeitet und der Arbeitsmarktsituation angepasst.

Wie Australien und Kanada verfügt Neuseeland über ein Punktesystem, anhand dessen die Einwanderungstauglichkeit eines potenziellen Einwanderers ermittelt wird.

Am Besten hat man schon eine Stelle in der Tasche, wenn man einen Antrag auf ein Arbeitsvisum stellt. Der neuseeländische Arbeitgeber muss gleichzeitig bestätigen, dass er für diese Stelle keine einheimische Fachkraft hat. Mit dieser „Application to work“ können Handwerker für einen gewissen Zeitraum, meist ein bis zwei Jahre in Neuseeland arbeiten.

Infos zu Handwerker-Jobs in Neuseeland

Gesuchte Berufe: Fachkräfte im Bereich Bau und Manufaktur, Tischler, Gerüstbauer, Garten- und Landschaftsbauer

Grundvoraussetzungen: Abgeschlossene Berufsausbildung und möglichst jahrelange Berufserfahrung. Beherrschung der englischen Sprache in Wort und Schrift ist ebenfalls Voraussetzung.

Wie hoch ist der Verdienst? Fachkräfte in der Baubranche verdienen ungefähr 20 bis 25 NZD pro Stunde. Dies entspricht um 11 bis 14 Euro. Handwerker mit langer Berufserfahrung in Managementpositionen verdienen in Neuseeland häufig besser als in Deutschland.

USA 🇺🇸

Die USA ist nach wie vor eines der begehrtesten Auswanderländer überhaupt. Und deutsche Handwerker haben derzeit beste Chancen, ihren American Dream umsetzen. Der berühmteste ist wohl der Hamburger Schiffsmaschinenbauer Konny Reimann, der 2004 mit seiner Frau Manuela nach Texas ausgewandert ist und heute erfolgreich verschiedene Projekte betreibt. Sein Erfolg spricht für sich: Er zeigt, dass man es gerade mit einem Handwerksberuf in den USA durchaus zu etwas bringen kann.

In den Vereinigten Staaten kennt man eine solide Berufsausbildung wie in Deutschland so nicht. Meist werden Kräfte nur angelernt und üben die Berufe anschließend ohne zertifizierten Abschluss aus. Die gute Ausbildung und die Zuverlässigkeit deutscher Handwerker schätzt man daher sehr.

Eine Arbeitserlaubnis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu erhalten, ist indes nicht so einfach. Auch hier kommt man am Leichtesten zum Ziel, wenn man eine Jobzusage vorweisen kann. Der Arbeitgeber unterstützt einen dann dabei, ein Arbeitsvisum zu erhalten. Jobvermittlungen und Internetbörsen weisen entsprechende Stellen aus, und Eigeninitiative und Durchhaltevermögen zahlen sich immer aus. Wenn man einen Arbeitgeber gefunden hat, reicht dieser eine Petition auf eine Arbeitserlaubnis für die USA ein. Anschließend wird der eigentliche Visumantrag gestellt.

Infos zu Handwerker-Jobs in den USA

Gesuchte Berufe: Fachkräfte aus dem Bereich Umwelt- und Energietechnik, Maschinenbau und Mechanik, Logistik. Ferner Schreiner und Tischler, Bäcker und Metzger.

Grundvoraussetzungen: Eine abgeschlossene Berufsausbildung wird hoch angesehen. Englischkenntnisse sind verwunderlicherweise nicht unbedingt nötig. Jedoch ist es von Vorteil, wenn man die Landessprache lesen, schreiben und verstehen kann.

Wie hoch ist der Verdienst? Die Verdienstmöglichkeiten hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Generell zahlt sich Hemdsärmeligkeit in den USA besser aus als gute Abschlusszertifikate. Als Schweißer kann man zum Beispiel mit einem stattlichen Jahresgehalt von um 47.900 US-Dollar rechnen. Das sind umgerechnet 42.000 Euro im Jahr oder 3500 Euro monatlich. Schweißer mit eigener Ausrüstung verlangen bis zu 70 US-Dollar stündlich.

Was man als Handwerker im Ausland beachten sollte

Sprachkenntnisse

Ohne Englischkenntnisse wird der Arbeitsaufenthalt zum Flop. Oft sind nachgewiesene Sprachkenntnisse Voraussetzung für die Arbeitserlaubnis, und manchmal muss man sogar vor Ort nochmal eine Prüfung ablegen. Am Besten besucht man vor dem Auslandsaufenthalt entsprechende Sprachkurse.

Arbeitsmoral, Religion, Klima

 

Wer im Ausland tätig sein möchte, muss interkulturelle Kompetenz mitbringen. Arbeitsweise, Traditionen und klimatische Bedingungen können extrem vom Gewohnten abweichen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten beispielsweise sind 52 Grad Hitze an der Tagesordnung, und dementsprechend gestaltet sich der Arbeitsalltag. Oft wird sehr früh morgens und in den Abendstunden gearbeitet. Die Arbeitswoche geht von Samstag bis Donnerstag, denn Freitag ist der deutsche Sonntag in der muslimischen Welt. Feiertage werden oft nach dem Mondkalender bestimmt und manchmal erst einen Tag vorher kommuniziert. Wer damit okay ist und die muslimischen Traditionen respektiert, kann es in Dubai jedoch weit bringen.

Ferner werden in den meisten Ländern Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit nicht so hoch geschätzt wie in Deutschland. Auch darauf sollte man sich einstellen – gerade wenn man mit einheimischen Kräften zusammenarbeitet.

In Neuseeland muss man Einsamkeit mögen. Die beiden Hauptinseln des Landes liegen ziemlich isoliert, weit weg von allem anderen. Wer gute Anbindungen und die Dichte Europas schätzt, der ist in Neuseeland nicht gut aufgehoben.

Lebenshaltungskosten

Auch wenn der Verdienst mancherorts im Vergleich zu Deutschland hoch erscheint, muss man dies in Relation zu den Lebenshaltungskosten sehen. In den Metropolen der USA oder in Dubai sind die Mieten bekanntermaßen enorm hoch.

Urlaubstage

In den USA haben Arbeitnehmer im Schnitt Recht auf nur zwei Wochen bezahlten Urlaub im Jahr. Wer mehr nehmen möchte, kann dies zumeist tun, dieser Urlaub ist dann jedoch unbezahlt.

In Dubai erhalten Arbeitnehmer etwa 20 Urlaubstage.

Absicherung

Arbeitnehmer sind in Kanada und den USA weniger gut abgesichert als in Deutschland. Es besteht in der Regel kein Kündigungsschutz. Weihnachtsgeld oder ein 13. Monatsgehalt sind nicht vorgesehen. In den USA besteht keine gesetzliche Krankenversicherung, diese muss man privat abschließen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten darf man beim Arbeitsschutz nicht die gleichen Maßstäbe wie Zuhause anwenden. Mit riskant verlegten Stromkabeln und nur sporadischen Brandschutzmaßnahmen muss man rechnen. Tödliche Unfälle auf Baustellen passieren immer wieder.

Sabine Feske
Nach Studium und Volontariat zog es Sabine Feske 2010 nach Südafrika. Dort arbeitete sie zunächst bei Amazon Kindle Direct Publishing und unterstützte Autoren und Verlage dabei, ihre Bücher digital zu veröffentlichen. Heute zeigt sie Südafrika-Besuchern als selbständige Reiseleiterin die schönsten Ecken Kapstadts und verfasst für verschiedene Auftraggeber Texte, die sich mit den Themen Reisen und Auswandern befassen. Seit 2017 schreibt sie für Auslandskarriere.