Unsere Gesellschaft scheint gerade davon besessen zu sein, Übermenschen zu zelebrieren. So wird das jüngste Wunderkind und Überflieger immer wieder in den Medien gelobt. Forbes hat zum Beispiel die “30 under 30“ Liste mit den 30 erfolgreichsten Unternehmern, die jünger als 30 Jahre alt sind. Malala Yousafzai gewann mit gerade einmal 24 Jahren als Jüngste überhaupt den Friedensnobelpreis und der ebenfalls 24-jährige Snapchat-Gründer Evan Spiegel wird laut Time auf 10 Milliarden US Dollar geschätzt.
Spürst du schon den Druck?
Wie können andere in der gleichen oder vielleicht noch viel kürzeren Zeit so viel mehr erreicht haben? Anstatt sich vom Erfolg junger Überfliegern inspiriert zu fühlen, kommen die meisten sich im direkten Vergleich doch eher faul und dumm vor.
Dieser Tweet von Melissa Hunter ging viral und widerspiegelt den aktuellen Zeitgeist:
At the end of 2020, instead of 30 Under 30 and NextGen lists, please profile middle-aged people who just got their big breaks. I want to read about a mother of 2 who published her first novel, a director who released their first studio feature at 47, THAT’S THE LIST WE WANT.
— Melissa Hunter (@melissaFTW) January 7, 2020
Alltagstrott, realistische Ziele und Neid
Viele haben mittlerweile erkannt, dass Kylie Jenners Titel als „jüngste Self-Made Milliardärin“ mit ihren damals 21 Jahren doch eher ein Oxymoron war und in keinem Verhältnis zu echten Self-Made Milliardären steht. Ohne die Medienpräsenz des Jenner-Kardashian-Clans mit der dazugehörigen Finanzierung von Kylie Cosmetics wäre es mit der ersten Milliarde sicher nicht so schnell gegangen. Jeder der dies aber auch nur ansatzweise in den Medien ansprach, galt als neidisch.
Ganz nüchtern betrachtet ist da ja schon ein bisschen Neid vorhanden. Wer hätte nicht gerne so viel Geld in so jungen Jahren? Allerdings ist die Erkenntnis, dass das erwirtschaftete Geld nicht nur allein durch einen Geniestreich oder knochenharte Arbeit erreicht wurde, doch sehr erleichternd. Der Vergleich mit so einer Person ist für den Durchschnittsbürger doch eher sinnlos.
Schon alleine der Vergleich mit Bekannten, die um einiges mehr verdienen, eine bessere Position haben oder anscheinend das richtige Händchen für Investment-Angelegenheiten haben, kann einem selbst ganz schön die Laune verderben.
Im Alltagstrott hinterfragen wir zu selten, wie es Andere sich so leicht ein so erfolgreicheren Leben aufgebaut haben. Steckt eine bessere Ausbildung dahinter? Vitamin B? Jahrelanges hin- und her probieren bis es endlich mal funktioniert hat? Den steinigen Weg scheint kaum jemand auf Instagram und Co zu feiern. Die richtige Morgenroutine und Ausdauer sollen schließlich laut den gängigen Motivations-Gurus zum Erfolg geführt haben.
Erfolg hat auch immer etwas mit realistischen Zielen zu tun. Wer gar keine Ziele setzt, muss sich auch nicht wundern, warum jemand anderes etwas erreicht hat, dass uns erst in diesem Augenblick in den Sinn kommt. Oft stecken Jahre harter Arbeit dahinter.
Vorbilder zum Inspirieren, nicht zum Vergleichen
Auch wenn wir immer wieder hören, dass der pure Vergleich mit anderen Personen absolut nutzlos ist, machen wir es dennoch immer wieder. Was einem hilft aus diesem Mindset rauszukommen, ist die Gewissheit, dass die Zeit, die wir damit verschwenden uns mit anderen zu vergleichen, anderweitig genutzt werden könnte.
Das Älter werden sollte uns lehren, dass unsere Zeit auf Erden nun mal eins ist: endlich.
Wer sich also wieder dabei erwischt, dass er sich schlecht fühlt beim Vergleichen mit anderen, sollte diesen Gedanken ins Positive drehen und sich stattdessen fragen: „Wie wende ich dieses System oder Strategie auf mein eigenes Leben an, um an meine Ziele zu kommen?“
Die Sache mit dem Älterwerden
Wer nicht anerkennt, was ist, der kann auch nichts ändern. Zum Glück kommen mit einem gewissen Alter auch eine gewisse Gelassenheit und Erkenntnis, dass Erfolg keinem einfach so zufliegt. Anstatt sich also zu wehren oder Dinge zu kämpfen, schließe Frieden mit deinem jetzigen ich. Auch wenn man vielleicht nicht hundertprozentig glücklich mit sich ist, trifft man doch im jetzt Entscheidungen für die Zukunft. Mit einem negativen Mindset kommt man allerdings auch in Zukunft auf keinen grünen Zweig.
Heute ist nur eine Momentaufnahme unseres Lebens. Wo man also heute steht, sagt absolut nichts darüber aus, wo man in einem, in zwei oder sogar drei Jahren sein wird. Was wirklich zählt ist also nicht, in welchem Lebensabschnitt man sich gerade befindet, sondern was man aus jeder Situation macht.
Coaching-Übung, um die Alter-Erfolgs-Kurve für sich zu gewinnen
Das Alter kann niemand aufhalten – die eigene Sichtweise darauf jedoch schon. Das Leben ist kein Sprint sondern ein komplizierter Marathon. Manche Menschen leben allerdings als ob sie im Leben in allen Punkten als erster durch die Ziellinie schießen müssten.
Jeder hat ab und an mal schlechte Laune und fühlt sich also ob seine Ziele noch meilenweit von einem entfernt sind. Die Coaching-Übung der Reverse Bucket List kann hierbei helfen. Sie funktioniert fast wie eine Bucket List, aber anstatt aufzuzählen, was man erreichen möchte, zählt man auf, was man bereits erreicht hat. Hierzu kann alles von Reisen bis hin zu persönlichen und beruflichen Zielen gehören.
Das gute an der Reverse Bucket List ist, dass man sich so bewusst macht, was man bereits alles erreicht hat. Mit gigantischen Zielen im Nacken können wir nämlich manchmal vergessen, wo wir schon stehen. Diese Übung kann einem die nötige Motivation zurückgeben, die man vielleicht beim Vergleichen mit anderen verloren hat.