Auswandern: Leben und Arbeiten in Brasilien

Brasilien ist eins der größten Länder unserer Welt. Immerhin ist es flächenmäßig größer als Europa. Da ist es verständlich, dass es hier viele Möglichkeiten gibt, eine geeignete Arbeit zu finden.

Das Land steckt jedoch seit 2014 in einer schweren Wirtschaftskrise fest. Hintergrund sind zwei große Korruptionsfälle, die im Zusammenhang mit dem Ex-Präsidenten Lula, sowie den Firmen Petrobras und Odebrecht stehen. Die politischen Diskussionen zu diesem Thema polarisieren die Fronten. Die eine Seite behauptet, dass der Präsident nichts damit am Hut hat und dass lediglich eine Schmutzkampagne gegen ihn geführt wird. Die andere Seite verharrt sich auf einige Vorfälle, verhaftet laufend neue Verdächtige und angebliche Schuldige. Wie dem auch sei: Eins wird aus den heißen Debatten deutlich: Das Land ist aktuell sehr emotional geladen. Das sollte man wissen, verstehen und akzeptieren können, wenn man sich in das schöne Brasilien begibt. Dieser Artikel beleuchtet die Optionen und Möglichkeiten nach Brasilien auszuwandern und hier eine Arbeit zu finden.

Unternehmen und Jobs für Deutsche

Außenstehende könnten Brasilien noch ruhig als Schwellenland definieren, ohne es herabwerten zu wollen. So sehen es auch die Brasilianer oftmals selbst. Zumindest die langanhaltende Krise hat es verhindert, dass Brasilien tatsächlich über die Schwelle nach ganz oben gekommen ist. Aber Brasilien hat bleibende Möglichkeiten und Chancen, die viele deutsche Unternehmen erkannt haben. Die etabliertesten sind sicherlich die großen deutschen Automobilkonzerne. Aber ebenso der deutsche Maschinenbau hat sich mit produktiven Niederlassungen, Ingenieur- und Verkaufsbüros in Brasilien niedergelassen. Diese Adressen sind meistens auch der bequemere Weg, wenn ein Deutscher in Brasilien arbeiten möchte. Er wird von Deutschland aus als Expat gesandt oder er bewirbt sich direkt. Gerade die Anlagenbauer sind dankbare Arbeitgeber, die noch auf den deutschen Hintergrund und Sprache wertlegen. Deswegen tummeln sich oftmals Deutsche oder Brasilianer aus deutschen Familien in den Niederlassungen.

Möchte der bereits in Brasilien Lebende sich innerorts mal anders orientieren, können ihn einige Dinge dabei unterstützen. Diese sind grob wie folgt:

  • Regionale Jobbörsen wie vagas.com.br, infojobs.com.br oder auch LinkedIn
  • Deutschlandbezogene Stellenbörsen mit Stellen in Brasilien wie Jobbörse der Agentur für Arbeit, Xing, StepStone oder auch denen, der jeweiligen der Entwicklungsdienste
  • Deutsche Stammtische, die meistens in den größeren Metropolen monatlich betrieben werden: Dazu gehören São Paulo, Campinas und Belo Horizonte

Arbeitsmarkt in Brasilien

Im aktuellen Jahr ist noch keine deutliche Besserung der Arbeitsmarktlage zu sehen, aber eine leichte Verbesserung scheint auf dem Vormarsch zu sein. Nach den vielen Entlassungen stellen die Unternehmen langsam wieder ein. Stabile Industrien, sind diejenigen, die während der Krise interessante Produkte für das Ausland herstellen und exportieren. Dazu gehören Nahrungsmittel, Fleischprodukte, Holz- und Eisenerz-Industrie. Diese Bereiche haben am wenigsten gelitten. Aber es gibt wieder neue Investitionen, die sich selbst in den anfälligen Sektoren, wie der Automobilbranche abzeichnen.

Die Metropolen bieten in der Regel die meisten Arbeitsplätze. Dies bezieht nicht nur die genannten deutschen Firmen ein, sondern auch brasilianische oder andere ausländische. Der Dreh-Und-Angelpunkt ist sicherlich die Großstadt São Paulo. Die eigentlich aus mehreren Städten zusammengewachsene Megastadt bietet allerhand Möglichkeiten, eine neue Arbeit zu finden.

Die durchschnittliche Arbeitshaltung in Brasilien ist um einiges lockerer. Das hat seine Vor-, aber sicherlich auch seine Nachteile. Kommt man neu ins Land, kann dies für das eine oder andere Missverständnisse sorgen. Dennoch kann der Außenstehende nicht ernsthaft behaupten, dass die Brasilianer nicht fleißig sind. Im Gegenteil: Oftmals haben sie zwei Jobs, die sie parallel ausführen. Das ist in Brasilien absolut kein Problem und muss auch nicht beim Erstarbeitgeber angemeldet werden. Dies wird auch nicht als genehmigungspflichtig angesehen. Es kann aber natürlich passieren, dass der Arbeitnehmer aufgrund seines Zweitjobs durch Müdigkeit auffällt und dann kommt das Thema Zweitjob oftmals ins Gespräch. Dieses Beispiel zeigt allerdings gleichzeitig eine traurige Realität, dass die Gehälter im Allgemeinen sehr niedrig sind. Ein einzelnes Einkommen reicht nicht für alle monatlichen Ausgaben. Entweder müssen beide Partner arbeiten, wenn sie unter klassischen brasilianischen Bedingungen angestellt sind, oder der eine macht gleich zwei Jobs.

Gefragte Jobs in Brasilien

Wie in jedem anderen Land auch: Mit einer guten Ausbildung, kommt man auch in Brasilien an einen besser bezahlten Job. Die Servicebereiche, das Baugewerbe und die Industrie haben zwar sehr viele Möglichkeiten, bleiben allerdings in der Bezahlung sehr weit unten.

Hat man ein höherwertiges Studium in Deutschland absolviert, empfiehlt es sich, das Diplome, den Master oder Bachelor offiziell anerkennen zu lassen. Somit erspart man sich gleich zukünftige Fragen und Probleme, falls ein einheimischer Arbeitgeber das Zeugnis nicht einschätzen kann. Dazu muss derjenige die Inhalte und Zertifikate offiziell übersetzen und beglaubigen lassen. Je nach Umfang der zu übersetzenden Dokumente, kann dies unter Umständen kostspielig werden. Dies empfiehlt sich aber, damit die Bewerbung formal überhaupt ein Erfolg werden kann. Für die Bewerbung in Brasilien reicht in vielen Fällen der Lebenslauf. Im weiteren Bewerbungsverfahren, meist nach dem Vorstellungsgespräch, wird erst nach den weiteren Dokumenten gefragt. Das hebt sich deutlich von den deutschen Gepflogenheiten ab, bei denen die vollständigen Bewerbungsunterlagen bei der E-Mail-Bewerbung bereits gewünscht sind.

Leben und Finanzierung

In der Regel kann sich der Ausreisende auf eine reichhaltige Küche freuen, die im Verhältnis zu Deutschland erschwinglich ist. Das bezieht insbesondere auf Obst und Gemüse, welche teilweise erst gar nicht in Deutschland erhältlich sind. Diese wird sogar reichhaltiger, je weiter man nach Norden Brasiliens gelangt. Die Brasilianer sind körperbewusster als die Deutschen. Das bedeutet, dass sie sich möglichst gesund ernähren, weniger oder gar nicht rauchen, auf ihre Schönheit achten und sehr viel Sport treiben. Jeder der in diese Kultur hinzukommt, wird diesem sozialen Trend automatisch folgen.

Zu den Ausgaben für die man selbst aufkommen muss gehören auch Schulgeld, Krankenversicherung und mit Einschränkungen die Rentenversicherung. Staatliche Schulen gibt es zwar, diese weisen aber längst nicht die selbe Qualität auf. Die Krankenversicherung der eigentlichen Arbeitnehmer wird anteilig vom Arbeitgeber übernommen, aber nicht für dessen Angehörige. Es gibt aber auch wenige Ausnahmen. Große und internationale Konzerne haben meistens mehr Sozialleistungen, die zusätzlich die Familienangehörigen einschließen. Bei den gut dargestellten Stellenbeschreibungen wird dies ebenso erwähnt. Falls der Arbeitnehmer nach Brasilien ausgesandt wird, sollte er darauf bestehen oder bestenfalls einen deutschen Vertrag verlalngen.

Arbeitserlaubnis und Einreise

Für kurze Tätigkeiten im Land, wird das Arbeitsvisum direkt in Deutschland bei der Botschaft beantragt. Es gibt derzeit zwei Möglichkeiten: Ein Visum für 3 oder 12 Monate. Ist der Arbeitsaufenthalt in Brasilien noch länger geplant, sollte und muss eine RNE (Registro National Estrangeiro) beantragt werden. In der Regel erhält der Beantragende diese innerhalb von 6 bis 8 Wochen. Sie ist wichtig, damit der Vertrag unterschrieben und das gültige „Arbeitsbuch“ ausgefüllt werden kann.

Hat man seine RNE erhalten, ist die Ein- und Ausreise schneller an den Zollstationen wie beispielsweise an den internationalen Flughäfen möglich, denn sie dürfen sich in die Reihen der Inländer stellen. Ansonsten ist die Einreise als Urlauber kein Problem. Ein Visumpflicht für Deutsche besteht nicht.

Die finanziellen Geschäfte oder Verträge werden übrigens mit einer anderen Nummer abgewickelt. Sie heißt in der Kurzform CPF. Diese erhält der Einreisende recht schnell, auch wenn er die RNE noch nicht besitzt.

Fazit: Auswandern nach Brasilien

Das Leben in Brasilien ist durchaus anders, als das Leben wie wir es in Deutschland kennen und führen. Das muss der Neuling zunächst zulassen und sich an den ein oder anderen Kulturschock gewöhnen. Die totale staatliche Umsorgung, wie in Deutschland, ist in Brasilien nicht vorhanden. Das mag zunächst beängstigen. Dennoch schauen die Brasilianer optimistisch und tatkräftig in die Zukunft. Die familiär helfende Hand ersetzt den deutschen Sozialstaatsapparat an dieser Stelle. Von der Gelassenheit sollten sich die Neuankömmlinge am besten recht schnell etwas abschneiden. Auf diese Weise werden sie in Brasilien zufriedener Fuß fassen und gleichzeitig vorankommen.

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