Auswandern, Arbeiten und Leben in Uruguay

Martin Schmitt von Uruguay Erleben! ist davon überzeugt, dass Uruguay berechtigt auf Platz 1 der Liste „Die 5 besten Länder 2016 zum Auswandern“ gewählt wurde. Er selbst bezeichnet Uruguay als eine „Symbiose aus exotischem Südamerika Flair mit französischem Genuss-Lifestyle und dem italienischen Far Niente“ und lebt in dem Land bereits seit 13 Jahren. Grund genug, um ihn um ein Interview zu bitten.

  1. Nach einer jahrelangen Weltreise hast du dich entschieden in Uruguay zu bleiben. Was hat Uruguay was andere Länder nicht haben? Hat dir Uruguay von Anfang an gefallen?

Martin: Eins mal gleich vorneweg. Der klassische Auswanderer mit einem bestimmten Ziel vor Augen bin ich nicht, und von einer Weltreise kann gar keine Rede sein. Ich war ein paar Jahre mit meiner Familie auf den Philippinen, bin dann nach Thailand weiter und schließlich vorerst mal in Uruguay gelandet. Ein Plan hat nie dahinter gesteckt, alles waren Notwendigkeiten. In Deutschland war es ja gut und wir konnten uns eigentlich nicht beklagen. Wenn es aber nun einmal juckt, dann muss man los. Egal, wie gut es einem geht. Die weiteren Ortswechsel waren eher auf die damaligen politischen Unruhen und die zwielichtigen Gepflogenheiten der asiatischen Einwanderungsbehörden zurückzuführen. Ich bleibe doch in keinem Land, in dem jeder Kriminelle für einen Batzen Geld eine legale Aufenthaltsgenehmigung bekommt, und alle anderen mit geringeren Einkünften die Immigrationsbeamten alle 3 Monate bestechen müssen. Das war nicht mein Ding. Ich hatte ja auch meine Tochter dabei, die damals gerade mal 4 Jahre alt war.

Wir sind dann nach Südamerika – nach Uruguay. Das war damals einfach, was wir allerdings nicht vorher wussten. Der Grund war, dass viele Uruguayer nach Spanien auswanderten, um auf dem Bau Arbeit zu finden, und wir kamen dann in ein Land, in dem Leute fehlten.

Uruguay hat nie auf der Liste gestanden. Wir hatten aber auch keine. Ist letztendlich egal wo man landet. Es muss einem einfach gefallen und die Gegebenheiten müssen passen. Wir wären aber auch wieder nach Deutschland gegangen. Damit hätte ich kein Problem gehabt.

  1. War es schwer nach Uruguay auszuwandern?

Martin: Das war ganz einfach. Du bekommst zuerst eine vorläufige Cedula, was so etwas wie ein Personalausweis ist. Anschließend bekommst du dann nach einem endgültigen Check die komplette. Diese ist dann immer für drei Jahre gültig. Man muss halt alle Anforderungen erfüllen, damit das reibungslos über die Bühne geht. Das bedeutet alle notwendigen Papiere beglaubigt und überbeglaubigt dabei zu haben. Aber es gibt da eine Liste, die alles aufzählt. Außerdem kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Als Investor oder Student etc.

  1. Wie verdienst du deinen Lebensunterhalt? Wie ist der Lebensstandart in Uruguay?

Martin: Ich betreibe ein kleines exklusives Reiseunternehmen mit dem Namen Uruguay Erleben!, in dem ich auch Uruguay Auswandererschnupperreisen anbiete. Ansonsten machen wir alles ganz individuell nach Absprache. Kein Massentourismus, sondern Slow Travel mit Kontakt zu Einheimischen.

Lebensstandard? Hm, lass es mich so ausdrücken: Preise wie in der Schweiz und eine Infrastruktur wie in Tansania. OK, ist vielleicht etwas übertrieben, aber die Preise sind unverschämt hoch für den Lebensstandard. Aber was will man tun? Uruguay ist herrlich, relativ sicher und so schön ruhig und gemächlich. Stress, Stau, Hektik, das sind Begriffe, die verlieren hier ihre Bedeutung. Was nutzt es in einer Stadt wie Buenos Aires zu leben, wenn ich da nicht mehr atmen kann? Ist zwar was los, aber ist nicht mein Ding. Jeder muss selbst seinen Weg finden. Ich steh nun mal auf Ruhe.

  1. Was würdest du jemandem empfehlen, der noch nie in Südamerika war, aber plant dorthin auszuwandern? Wo sollte die Orientierungsreisehingehen?

Martin: Ganz klar Uruguay. Das Reisen und Leben im Land ist sicher, auch für Alleinreisende und alleinlebende Frauen (mit Kindern). Selbst Tierfreunde werden kaum ein Land finden, in dem so frei und ungezwungen mit Tieren umgegangen wird. Alles ist zudem so schön nah beisammen und in anderer Hinsicht doch wieder nicht. Hast 50 km einsame Strände und bist dennoch in einer halben bis einer Stunde in einer Stadt mit allen Möglichkeiten und Ausstattungen. Im Norden sind die Wege etwas weiter, allerdings wohnt dort auch kaum jemand.
Und es funktioniert – zumindest meistens. Es muss ja auch nicht immer alles 100 % glatt laufen. Etwas Fun soll schon dabei sein. Die meisten machen sich aber halt einen furchtbaren Stress daraus, wenn mal etwas nicht klappt. Da fährt der Bus mal nicht oder man nimmt es mit der Uhrzeit nicht so genau. Das sind alles Dinge, auf die man sich einstellen muss. Auswanderer werden noch ganz andere Dinger erleben, wenn sie erst einmal in die Hände der Behörden geraten. Da braucht man ein dickes Fell – oder nimmt alles mit Humor.

  1. Für wen ist Uruguay nichts?

Martin: Für Karibik-Süchtige und Wintersport-Fanatiker. Es gibt weder ein tropisches Klima noch Schneefall. Was nicht heißt, dass es nicht heiß wird und auch nicht kalt. Sommerliche oder sagen wir angenehme Temperaturen herrschen von Oktober bis Mai. Es kann dann von Mai bis Ende September – vor allem Juli und August, wenn die Wale und Pinguine kommen, saukalt werden. Aber selbst im Winter bei Sonnenschein (und den gibt’s oft), werden es kurzfristig 20 Grad. Minusgrade kommen vor, vor allem bei sternenklaren Nächten. Dann wird’s aber tagsüber immer wieder schön. Uruguay liegt eben im subtropischen Bereich. Ich habe 5 Jahre in den Tropen gelebt und da bringen mich keine 10 Pferde mehr hin. Lieber etwas von allem: Ein bisschen Herbst, ein bisschen Frühling und auch etwas vom Rest.

  1. Was ist das Geheimnis, um erfolgreich nach Uruguay auszuwandern?

Martin: Da gibt es keins. Jeder, der auswandern will (ich bin ja nicht ausgewandert, nur mal da – seit 13 Jahren), muss flexibel sein. Egal, wohin er geht. Alles ist anders. Den meisten wird das erst mit der Zeit bewusst. Vor allem braucht man ein Ziel, damit meine ich eine Arbeit, Beschäftigung etc. Ich habe im Laufe der Jahre so viele Auswanderer gesehen, die im Suff umgekommen sind oder sie mussten die Segel streichen. Die Probleme waren immer die gleichen. Im Grunde sind diese Typen gar nicht zum Auswandern geeignet, denn sie belügen sich selbst. Wer Deutschland schlecht findet, der darf nicht erwarten, dass es ihm anderswo besser gehen wird. Das merken viele aber erst, wenn Krankheiten auftauchen, Behördenärger anliegt oder die sozialen Kontakte fehlen. Viele Auswanderer haben ja soziale Kontakte zu anderen Deutschen und treffen sich dann zum deutschen Stammtisch und jammern wieder los wie schlecht es in dem Land ist, in das sie ausgewandert sind.

Vielen Dank für das Interview!

Gastautor
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