Ohne Berufserfahrung einen Job finden: Bewerbung als Berufseinsteiger

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Als Berufseinsteiger muss man bei der Bewerbung strategisch vorgehen, wenn einem die nötige Berufserfahrung fehlt. (Foto: Shutterstock)
[dropcap]E[/dropcap]s ist das Henne-Ei-Problem jeder Karriere: Wie bekommt man den Fuß in die Tür, wenn nur Leute hineingelassen werden, die bereits ihren Fuß in anderen Türschwellen hatten? Sich ohne Berufserfahrung zu bewerben ist nicht einfach.

Heutzutage scheint jede Einstiegsposition Berufserfahrung zu verlangen. Selbst viele Stellenanzeigen für Praktika scheuen nicht davor zurück, erste Erfahrungen in Form von anderen Praktika von ihren potentiellen Bewerbern einzufordern.

Man möchte ja Erfahrung sammeln, aber anscheinend braucht man in vielen Bereichen  Erfahrung, um Erfahrung sammeln zu dürfen , und dies frustriert viele junge Bewerber. Einstiegspositionen sind nicht immer einfach zu finden, in dieser Liste findest du aber Jobs, die man ebenso mit einem Bachelor-Abschluss machen kann.

Das Geheimnis, wie man eine tolle Einstiegsposition bekommt, liegt darin, dass man sich selbst gut verkaufen muss.

Das muss nicht heißen, dass du dich in den Himmel loben musst, damit ein Personaler dir Aufmerksamkeit schenkt. Versetze dich jedoch in den Personaler, der deine Bewerbung begutachtet. Dieser kann sich nur ein Bild von deinem Werdegang durch deinen Lebenslauf machen und hierbei liegt der springende Punkt.

Während einige Bewerber zu wissen scheinen, wie sie sich am besten präsentieren, geben andere Bewerber ihre Tätigkeiten und Erfolge viel zu oberflächlich an.

1Berufserfahrung kann anders ausgelegt werden – So betonst du vorhandene Erfahrung

Bewerbung ohne Berufserfahrung

Bist du dir sicher, dass du keinerlei Erfahrung in diesem Bereich hast? Manchmal muss man länger darüber nachdenken, was wirklich als Erfahrung gesehen werden kann und was eher nicht.

Ein Erlebnis in der Schule oder der Freizeit kann auch der Auslöser sein, warum man sich ausgerechnet in diesem Bereich bewerben möchte oder warum man meint, dass man dort am talentiertesten wäre. Wer erfolgreich Tickets für ein Unifest verkauft hat, kann dies natürlich als Erfahrung angeben, wenn man sich im Vertrieb bewirbt, auch wenn dieser Verkauf nichts mit KPIs zu tun hatte.

Uniprojekte

Immer mehr Universitäten arbeiten direkt mit der Industrie zusammen und so kann man bereits während des Studiums wertvolle Berufserfahrung sammeln. Selbst wenn du nur an einem Projekt für ein Unternehmen oder die Universität beziehungsweise die Hochschule selbst mitgewirkt hast, solltest du dieses als Erfahrung anpreisen.

Das besondere an Uniprojekten ist, dass man hierfür gleich benotet wird und anders als im Praktikum ganzheitlich für ein Projekt Verantwortung übernehmen kann.

Arbeit im Verein oder als Sportlehrer

Wer Sport in einem Verein betrieben hat, hat dadurch sicherlich einige wertvolle Kenntnisse erworben, die man nicht weglassen sollte. Besonders sollte man hervorheben, wenn man andere Vereinsmitglieder trainiert hat oder sich um die Administration des Vereins gekümmert hat.

Praktika und Tätigkeiten als Werkstudent untermauern

Viele Studenten machen den Fehler, dass sie ihre bisherigen Praktika und Werkstudenten-Tätigkeiten selbst nicht wertschätzen. Egal wer dir in den Kopf gesetzt hat, dass Praktika keine wirkliche Berufserfahrung ist, hat womöglich selbst noch kein einziges Praktikum absolviert oder in diesem schlechte Erfahrungen gesammelt. Praktika vermitteln einen guten Einblick in die Berufswelt. Die Zeiten, in denen Praktikanten nur rumsitzen und Kaffeekochen, sind schon lange vorbei.

Auch wenn du nicht aktiv Projekte gemanagt und noch nicht alle Prozesse verstanden hast, kannst du dennoch in nur wenigen Monaten wertvolle Erfahrung gesammelt und zum Erfolg deines Teams beisteuert haben.

 Wer in seinem Lebenslauf nur den Titel „Praktikum“, das Datum und den Namen der Firma angibt, muss sich nicht wundern, wenn der Personaler sich darunter nichts vorstellen kann. 

Bei manchen Bewerbern hat man das Gefühl, dass man ihnen alles aus der Nase ziehen muss. Dazu kommt es aber oftmals erst gar nicht, denn die meisten solcher Bewerber werden nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Auslandserfahrung

Wer nach dem Abitur eine Zeit lang im Ausland verbracht hat, sollte dies natürlich auch angeben. Einfach nur „Work and Travel in Australien“ reicht allerdings nicht als Angabe aus, da diese Erfahrung unterschiedlicher nicht sein könnte.

Hast du in dieser Zeit eine Sprachschule besucht, ein Praktikum gemacht, in der Landwirtschaft gearbeitet oder einen Kurs in Responsible Service of Alcohol mit anschließender Tätigkeit im Service absolviert? Die wichtigsten Punkte sollten zusammengefasst und nach Relevanz sortiert werden.

2Qualifikationen in der Bewerbung als Berufserfahrung nutzen

Job als Berufseinsteiger finden ohne Berufserfahrung

Wer noch gar keine Praktika, Auslandserfahrung oder außerschulische Aktivitäten aufweisen kann, sollte unbedingt ein Qualifikations- bzw. Stärkenprofil erstellen. Mit Hilfe von Beispielen kann man seine Stärken noch zusätzlich bekräftigen.

Ehrenamtliches Engagement und Freiwilligenarbeit

Unbezahlte Arbeit bedeutet nicht, dass du bei dieser Tätigkeit nichts gelernt hast. Ehrenamtliches Engagement kann zudem dein Netzwerk erweitern und du sammelst dadurch hilfreiche Kontakte, die dir vielleicht bei deiner Jobsuche weiterhelfen kann. Beim Deutschen Ehrenamt gibt es mehr Informationen zum Thema Freiwilligenarbeit.

Experte werden

Wer unbedingt in einer bestimmten Branche arbeiten möchte, allerdings keinerlei Erfahrung in diesem Bereich hat, der muss nicht auf ein Wunder hoffen. Lese dich in das Thema ein und erstelle selbst einen Blog zu dem Thema. Wer regelmäßig zu einem bestimmten Thema bloggt, lernt zweifelsfrei stetig Neues dazu.

Der Blog kann in Form von Neuigkeiten in der Branche aufgebaut werden oder er behandelt gezielt Fallstudien und wertet diese aus. Wenn du wirklich in einer bestimmten Industrie arbeiten möchtest, dann lese dich so oder so in das Thema ein. Warum sollte man das neu gewonnene Wissen nur für sich behalten?

Ein Blog kann als Beweis für Erfahrung dienen und wird dich sicherlich aus der Masse an anderen Bewerbern herausstechen lassen, da dies außer gewöhnliche Eigeninitiative beweist.

Portfolio präsentieren

Nicht nur Designer bewerben sich heutzutage mit einem Portfolio. In einem Portfolio kann man sein „Best Of“ darbieten, ohne dabei für eine Firma gearbeitet zu haben. Präsentieren anschaulich Fallstudien, Erfolge und Projekte in einem Online-Portfolio und verlinke dieses auf deinem CV.

Freiberufliche Tätigkeit

Wer ein bestimmtes Talent hat, kann seine Fähigkeiten auch auf freiberuflicher Basis anbieten. Auf Plattformen wie Twago oder freelance.de kann man ein Profil erstellen und sich gezielt auf ausgeschriebene Jobs oder Projekte bewerben. Als Neuling preist man seinen Service in der Regel etwas billiger an als die Konkurrenz und kann auf diese Weise Jobs an Land ziehen. Natürlich kann man diese Projekte oder Jobs in sein Portfolio mit aufnehmen. Rechtlich gesehen musst du dich vier Wochen nach Beginn der freiberuflichen Tätigkeit beim Finanzamt anmelden.

Zeitarbeit

Auch wenn Zeitarbeit keinen guten Ruf hat, kann es sich lohnen, die Zeit zwischen Studiumsabschluss und der ersten Einsteigerposition zu überbrücken. Aus einer Anstellung ist es zudem einfacher sich zu bewerben und ein schlechtes Gewissen muss man nicht haben, denn Zeitarbeit ist meist auf wenige Monate begrenzt. Außerdem kann ein zeitlich begrenzter Job auch zu einer Festanstellung führen, wenn man sich gut anstellt.

Netzwerken

Nichts ist so wertvoll wie Netzwerken. Wenn man keine Antworten auf Bewerbungen bekommt, dann muss dies nicht unbedingt damit zu tun haben, dass man über keine ausreichende Arbeitserfahrung verfügt. Netzwerken kann man sowohl online wie auch offline bei Events, Messen oder Networking-Veranstaltungen.

Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.