Business-Knigge Arabische Welt: Traditionen und Kultur im Nahen und Mittleren Osten

[dropcap]D[/dropcap]eutsche Tugenden und deutsche Produkte werden in arabischen Ländern sehr geschätzt, die deutsche Direktheit hingegen nicht. Wer vorhat, als Expat im arabischen Raum zu leben oder mit arabischen Businesspartnern Geschäfte abzuwickeln, sollte sich über die kulturellen Unterschiede und möglichen Fettnäpfchen informieren.

Dies sind die wichtigsten Punkte des Business-Knigges für die arabische Welt:

Investieren Sie in eine langfristige Geschäftsbeziehung

Während die Deutschen das Berufs- und Privatleben gerne trennen, gilt im arabischen Raum „Business is personal“. Beziehungen legen den Grundstein einer jeden Geschäftsverhandlung. Araber legen großen Wert darauf, zuerst ihren Geschäftspartner kennenzulernen und sich dann zu entscheiden, ob man Geschäfte mit ihm machen will oder nicht.

Ungeduldig sollte man während der Kennenlernphase auf keinen Fall sein, denn es braucht Zeit, um eine gute Geschäftsbeziehung aufzubauen. Fragen nach der Familie zeigen, dass diese einem selbst wichtig ist. Fragen nach der Ehefrau Ihres Geschäftspartners sind tabu und gelten als verwerflich.

Zudem sollten politische und religiöse Themen gemieden werden. Wer erfolgreich einen Vertrag mit einem arabischen Businesspartner abgeschlossen hat, darf nicht vergessen, diesen regelmäßig zu kontaktieren und nach dessen Wohlbefinden zu fragen. Auch mehrfache Treffen im Jahr gehören dazu, um eine Geschäftsbeziehung nachhaltig aufrecht zu erhalten.

Hat man jedoch das Vertrauen des arabischen Businesspartners gewonnen, kann man in Zukunft Verträge ohne lange Verhandlungen abschließen und außerdem eröffnet sich einem das Businessnetzwerk des Geschäftspartners.

Höflichkeit und indirekte Kommunikation

Die Deutschen sind den Arabern viel zu direkt und dies gilt als unhöflich. Vermeiden Sie es, „Nein“ zu sagen und versuchen Sie die Situation zu umschreiben, wenn Sie mit etwas nicht einverstanden sind. Andersherum müssen Sie zwischen den Zeilen lesen.

Ist Ihr arabischer Geschäftspartner mit etwas nicht zufrieden, wird er Ihnen Hinweise diesbezüglich geben oder seine Augenbrauen hochziehen. Eine direkte Absage oder Ablehnung gilt als unhöflich. Jemandem ins Wort fallen oder während einem Business-Meeting an sein Handy zu gehen, signalisiert, dass man aktiv mit seinen Freunden kommuniziert und immer für diese da ist.

Die mündliche Kommunikation hat einen sehr hohen Stellenwert in der arabischen Kultur, da diese den Austausch von Ideen erlaubt. Lange Präsentationen oder eine reine E-Mail-Kommunikation wird hingegen nicht gerne gesehen. Sollten Sie eine E-Mail von Ihrem arabischen Businesspartner erhalten, sollten Sie nicht zögern, zum Hörer zu greifen.

Religion und Ramadan respektieren

Zeigen Sie Verständnis für die islamische Religion. Atheisten wird misstraut, da man niemandem Vertrauen schenkt, der nicht selbst an etwas glaubt. Auch wenn nicht jeder Muslim sich traditionell kleidet oder während des Ramadans fastet, sollten Sie diesen nicht darauf ansprechen, da ein gesundheitlicher Grund dahinterstecken kann.

Während des Fastenmonats Ramadan dürfen Muslime nicht essen, trinken, rauchen oder Kaugummi kauen, während es draußen hell ist. Sollte ein Business-Meeting in die Zeit während des Ramadans fallen, dann sollten Sie besonders höfflich und achtsam sein. Meetings sollten nicht am späten Abend geplant werden, da Ihr Geschäftspartner zu dieser Zeit wahrscheinlich erschöpft ist.

Treffen am Vormittag sind ideal, aber Sie sollten dennoch darauf achten, dass das Meeting nicht allzu lange dauert. Aus Rücksicht sollten Sie nicht vor fastenden Personen essen oder trinken, denn dies würde als respektlos gelten. Wer Interesse an der Fastenkultur zeigt und die positiven Aspekte mit seinem Partner diskutiert, kann seine Beziehung zu diesem enorm stärken. Grußkarten zum Ramadan oder anderen islamischen Festen sind gerne gesehen und zeigen Ihrem Geschäftspartner, dass Sie dessen Religion respektieren.

Gastfreundschaft und Geschenke

Gastfreundschaft wird in der arabischen Kultur groß geschrieben. Freunde sind immer willkommen und werden mit Tee, Kaffee und Gebäck bewirtet. Einladungen zum Essen sollten angenommen werden, allerdings sollte man diese aus Höflichkeit zunächst respektvoll ablehnen.

Lädt Ihr Geschäftspartner Sie ein, dann sollten Sie sich mit einem Gastgeschenk und einer Gegeneinladung zum Essen bedanken. Als Gastgeschenk eignen sich Pralinen oder deutsche Markenprodukte. Geschenke werden niemals vor Ihren Augen geöffnet, da man Sie nicht blamieren möchte, falls das Geschenk nicht gefallen sollte.

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Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.