Business-Knigge Russland: Statussymbole, Aberglaube und Trinkkultur

[dropcap]D[/dropcap]ie Russen gelten, wie die Deutschen, als Kokosnüsse: harte Schale und weicher Kern. Wer nach Russland kommt, dem fällt auf, dass wenig gelächelt wird und es Zeit braucht sich kennenzulernen, um eine Vertrauensbasis aufzubauen.

Wer jedoch Freundschaft mit einem Russen geschlossen hat, kann sich sicher sein, dass diese ein Leben lang hält.

Dies sind die wichtigsten Aspekte der russischen Business-Etikette:

1Begrüßung und Anrede

In Russland siezt man sich. Professoren- oder Doktortitel sollten immer erwähnt werden, da diese hart erarbeitete Errungenschaften repräsentieren. Männer, die sich besser kennen, begrüßen sich schon einmal mit einer innigen Umarmung oder einem Wangenkuss.

Ein Klopfen auf die Schulter signalisiert bei Geschäftspartnern Freundschaft und Vertrauen. Wenn sich zwei Männer zum Kennenlernen die Hand schütteln, sollte der Jüngere der beiden warten, bis der Ältere ihm die Hand entgegenstreckt. Frauen begrüßt man in der Regel nicht mit einem Handschlag, es sei denn, die Frau streckt Ihnen die Hand zuerst aus.

2Gastfreundschaft und Geschenke

Gastfreundschaft wird in Russland groß geschrieben und man lädt sehr gerne nach Hause ein, um den Gast zu bekochen. Als Dank für die Einladung zum Essen sollte man ein kleines Gastgeschenk mitbringen. Pralinen, Blumen, Alkohol oder deutsche Mitbringsel sind besonders begehrt.

Achten Sie beim Blumenkauf darauf, dass die Anzahl der Blumen ungerade ist, da eine gerade Anzahl von Blumen zu Beerdigungen gebracht wird und dies sozusagen Unglück bringt. Anders als in Japan, wo zu teure Geschenke den Beschenkten in Verlegenheit bringen, sind teure Geschenke in Russland gerne gesehen. Das Geschenk spiegelt nämlich die Wertschätzung des Gastes wieder.

3Zeig her, was du hast!

Statussymbole wie teure Autos oder das neuste Smartphone-Model gehören in Russland dazu, wenn man erfolgreich ist. Wer etwas hat, der zeigt es auch. Russen achten außerdem sehr auf ihr Äußeres und Markenklamotten, da diese den Platz in der Gesellschaft widerspiegeln. Wer also einen guten Eindruck in Russland machen möchte, sollte sich herausputzen und schick kleiden. Männer sollten auf einen guten Haarschnitt und Frauen auf eine Maniküre Wert legen.

4Weitverbreiteter Aberglaube

Hände schüttelt man niemals, wenn man auf der Türschwelle steht, denn dies bringt großes Unglück. Stattdessen bittet man den Gast zu sich herein und heißt ihn in seiner Wohnung oder in seinem Haus willkommen. Wenn man einen Russen fragt, wie es ihm geht, antwortet dieser meist mit „geht so“ oder „nicht schlecht“.

Dies hat nicht damit zu tun, dass Russen nie mit etwas zufrieden sind, aber mit dem Aberglauben, dass wenn man „gut“ antwortet, das Glück verschreit. Ein Messer als Geschenk kann ebenso das Glück zerhacken. Aus diesem Grund schenkt man Messer nur mit einer angeklebten Münze, die dann dem Schenker als Zahlungsmittel für das Messer zurückgegeben wird. Denn wurde das Messer offiziell gekauft, kann es ja kein Unglück bringen.

5Wodka zu jeder Mahlzeit

Ein beliebtes Vorurteil der Russen gegenüber ist, dass diese viel zu viel Wodka trinken. Manch ein Russe macht sich einen Spaß daraus, seinen Gast zum Trinken aufzufordern. Probieren können Sie, aber wer nicht trinken möchte, kann dies auch offen sagen, ohne jemanden zu beleidigen.

6Schwitzen und Freundschaften schließen

Das russische Äquivalent zu der finnischen Sauna ist die sogenannte „Banya“. Der wöchentliche Besuch der Banya hat eine lange Tradition und ist sehr gesund, da er den Kreislauf belebt. Man besucht die Banya zusammen mit Freunden oder nutzt einen Besuch, um einen Vertragsabschluss mit seinem Geschäftspartner zu feiern.

Für westliche Besucher mag der Anblick von nackten, schwitzenden Männern, die zusammen Bier trinken und sich dann gegenseitig mit Sträucherzweigen abklopfen, seltsam wirken, doch der Besuch in der Banya ist die ideale Gelegenheit, sich besser kennenzulernen. Wem die Hitze etwas ausmacht, sollte auf Alkohol möglichst verzichten und regelmäßige Pausen zwischendurch einlegen.

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Marlene Schimanski
Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.