Internationaler Vergleich: In diesen 5 Punkten hinkt Deutschland hinterher

[dropcap]D[/dropcap]eutschland besitzt weltweit ein hohes Ansehen. Besonders schätzt man die stabile Struktur des Landes, seine wirtschaftliche Stärke und das hohe Werteverständnis. Das ausgezeichnete Bildungssystem und das hohe Umweltbewusstsein der Bürger empfinden Menschen woanders allgemeinhin ebenfalls als vorbildhaft. Es gibt jedoch Gebiete, auf denen die Bundesrepublik im internationalen Vergleich nicht gut abschneidet und hintenan ist.

1Digitalisierung

60 Prozent der Deutschen glauben laut Tageszeitung Die Welt, dass ihr Land in Sachen Digitalisierung zurückliegt. Der Glaube ist berechtigt.

Digitalisierung hat so große Auswirkungen auf die Wirtschaft, dass sie heute als die vierte industrielle Revolution bezeichnet wird. Im Prinzip geht es dabei darum, die industrielle Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik zu verzahnen. In Deutschland genießen jedoch tatsächlich noch nicht alle Gebiete eine schnelle, zeitgemäße Internetverbindung. Langsames Netz und Funklöcher in ländlichen Räumen verärgern Wirtschaft und Bevölkerung.

Und während man auf Bundesebene um eine flächendeckende Abdeckung mit 5G streitet, wäre man in manchen Gegenden schon über eine 2G-Abdeckung froh. Fünf Prozent der Haushalte, die sich weit weg von städtischer Infrastruktur befinden, sind noch nicht erschlossen. Bestrebungen der Telekom, landesweit auf Internettelefonie umzustellen, bedeutet für einige, dass sie im schlimmsten Fall ihren Anschluss verlieren.

Denn die bestehenden Kupferleitungen sind nicht in der Lage, die für Internettelefonie nötigen Datenübertragungsraten zu liefern. Alte Kupferleitungen ermöglichen maximale Downloadraten von bis zu 40 Kilobit pro Sekunde. Beim Upload sind es nur bis zu 6. Für eine stabile Leitung via Internettelefonie wäre aber eine Upload-Kapazität von mindestens 120 Kilobit pro Sekunde nötig.

Dass die Digitalisierung eine so große Herausforderung für die BRD sein würde, damit hat wohl niemand so richtig gerechnet. Sie wird mitunter schon als Achillesferse der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Bei der Ausbildung des digitalen Nachwuchses hapert es ebenfalls. Und somit liegt Deutschland weit hinter den USA und Asien. Nicht hilfreich beim Voranbringen digitaler Innovationen sind die Sicherheitsbedenken von Privatpersonen und kleinen bis mittelständischen Unternehmen hinsichtlich der Cloud-Technologie.

2Sparen und Anlegerkultur

Die Deutschen bauen laut AssCompact weniger Nettovermögen als andere Europäer auf, obwohl sie mehr verdienen. Im europäischen Vergleich sind die Deutschen die Spitzenverdiener, legen ihr Geld jedoch nicht so gewinnbringend an wie beispielsweise die Italiener oder Franzosen[Q]. Warum das so ist, das hat wiederum mit der Sicherheitsorientierung und mangelnder Risikobereitschaft der Bevölkerung zu tun[Q]. Es ist unter deutschen Landsleuten weiterhin sehr populär, sein Geld auf dem guten, alten Sparbuch anzulegen.

Schulden für den Vermögensaufbau in Kauf zu nehmen ist verpönt. Experten wünschen sich daher eine neue Kultur des Anlegens, bei der Aktien und Immobilien vermehrt ins Auge gefasst werden. Wenn die Deutschen sich trauen und ihre sicherheitsorientierte Denkweise hier und da ein wenig in den Hintergrund drängen würden, könnte sich das für sie in barer Münze auszahlen.

3Startup Investment

Die Startup-Szene spielt in Deutschland eine deutlich geringere Rolle als beispielsweise in den USA. Und junge dynamische Unternehmensgründer, die mit ihren Ideen und Produkten die Welt revolutionieren wollen, sind wesentlich dünner gesät. Eine der Ursachen dafür mag sein, dass speziell jungen Gründern zu wenig Gründungskapital zur Verfügung steht. Bankkredite sind aufgrund nicht vorhandener Sicherheiten relativ schwer zu bekommen. Und eine Kultur von Wagniskapitalgebern (Venture-Capital-Gesellschaften) und wohlhabenden Einzelinvestoren (Business Angels) ist in Deutschland in der Form nicht vorhanden.

Dabei geben Business Angels nicht nur ihr Geld, sondern vor allem ihre Erfahrungen an die jungen Gründer weiter. Die engelhaften Einzelinvestoren haben selbst oft mehrfach erfolgreich Firmen aufgebaut und mit Gewinn weiterverkauft. Engel und Gründer bilden so ein Startup-Ökosystem, das zu einem bestimmten Innovationsklima beiträgt. An diesem positiven Klima wirken ferner die Einstellung zu unternehmerischem Risiko, Bewertung der Chancen und Risiken des Fortschritts und der Wunsch nach großem Einfluss von Wissenschaftlern auf gesellschaftliche Entscheidungen mit. Deutschland liegt in Sachen “gesellschaftliches Innovationsklima” im unteren Mittelfeld.

42 Prozent der Deutschen denken, man sollte kein Unternehmen gründen, wenn die Gefahr besteht, zu scheitern[Q]. Die Kultur in Kaliforniens Silicon Valley hingegen akzeptiert geschäftliche Rückschläge. Sie werden als Gelegenheit verstanden, sich auf einen neuen Anlauf vorzubereiten. In der Bundesrepublik hingegen schätzt man Planbarkeit.

Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter nutzen die Deutschen ebenfalls zu wenig zu ihrem Vorteil. Deutsche Kickstarter-Gründer sind nur in etwa 27 Prozent ihrer Kampagnen erfolgreich, wohingegen Initiatoren aus Hongkong und den USA es in über 40 Prozent der Fälle schaffen[Q].

Anlass zur Hoffnung geben lebhafte Startup-Tendenzen in der Hauptstadt Berlin. Wer weiß, vielleicht zieht dort in Zukunft ein gründerfreundliches Ökosystem risikobereite Investoren an.

4Mobiles Bezahlen

In Deutschland bezahlt man gern bar. Auch, wenn die Welt bereits per Handy bezahlt. Während ungefähr 80 Prozent der chinesischen Smartphone Besitzer regelmäßig mit diesem bezahlen, sind es in Indien 30 Prozent , in Italien etwa 20 Prozent  und in der Bundesrepublik nur 11 Prozent [Q]. International gesehen liegt unser Land damit ganz weit hinten.

Es mag verschiedene Gründe dafür geben. Zum einen existieren beim mobilen Bezahlen kaum Vorteile gegenüber klassischen Bezahlmethoden. Der deutsche Einzelhandel hat das Bezahlen mit dem Handy noch nicht besonders attraktiv gemacht.

Wenn es Vorteile in Form von Bonuspunkten, Coupons oder individualisierten Angeboten gäbe, würden möglicherweise mehr Deutsche ihr Mobiltelefon zücken. Zum anderen haben die Bundesbürger Angst vor Datendiebstahl. Über 80 Prozent fürchten einen Missbrauch ihres Mobiltelefons, und über 30 Prozent lehnen daher mobile Bezahlvorgänge ab[Q].

In Ländern, in denen das Netz von Banken und Geldautomaten schlecht ausgebaut ist, vor allem Ländern Afrikas und Indien, stellt das mobile Bezahlen für die Bürger einen echten Vorteil dar. Ebenfalls begrüßt wird dort die Möglichkeit, mit einer App Geld an andere Nutzer zu überweisen.

5Künstliche Intelligenz

Als Megatrend wird Künstliche Intelligenz (KI) in vielen Tech-Branchen gesehen. Man versucht bei der KI, beispielsweise Computer oder Maschinen so zu programmieren, dass sie Entscheidungsstrukturen des Menschen nachbilden und im besten Fall Probleme eigenständig bearbeiten können.

Dies setzt enorme Wirtschaftschancen frei, die Deutschland gerade verschläft. Düstere Stimmen lassen sogar verlauten, der Abstand Deutschlands zur Weltspitze in Sachen KI sei schon uneinholbar. 60 Prozent aller Patentanmeldungen für Künstliche Intelligenz kommen aus den Vereinigten Staaten. China liegt den USA auf den Fersen[Q].

Warum das so ist, dafür gibt es einige Anhaltspunkte. Bremsfaktor Nummer 1 in Deutschland ist für Unternehmen mangelndes KI-Wissen. Fachkräftemangel und gesetzlichen Hürden hindern die Entwicklung ebenfalls. Unternehmen und Hochschulen sind ferner der Meinung, dass nicht genug Mittel für die Umsetzung revolutionärer technischer Veränderungen bereitgestellt werden.

Anderen Stimmen zufolge, ist Europa insgesamt relativ gut aufgestellt bei der KI-Forschung. Es fehle jedoch an der Anwendung, und daher werden die entwickelten Ideen oft woanders zu Geld gemacht. Eine stärkere Vernetzung der KI-Forschung in Europa könnte helfen, Nachteile gegenüber den Kollegen in den USA und China auszugleichen.

Nach Studium und Volontariat zog es Sabine Feske 2010 nach Südafrika. Dort arbeitete sie zunächst bei Amazon Kindle Direct Publishing und unterstützte Autoren und Verlage dabei, ihre Bücher digital zu veröffentlichen. Heute zeigt sie Südafrika-Besuchern als selbständige Reiseleiterin die schönsten Ecken Kapstadts und verfasst für verschiedene Auftraggeber Texte, die sich mit den Themen Reisen und Auswandern befassen. Seit 2017 schreibt sie für Auslandskarriere.