Auswandern: Leben und Arbeiten in den USA

[dropcap]D[/dropcap]er Rostocker Kai Blum wanderte bereits 1994 in die USA aus. Seit dem hat er in Washington, D.C., Virginia, South Dakota, Michigan und Illinois gewohnt und zurzeit lebt er in Chicago, wo er als Suchmaschinen-Spezialist arbeitet.

Als Amerika-Kenner hat er bereits vier US-Ratgeber geschrieben. Grund genug, um ihn zum Thema „Leben und Arbeiten in den USA“ auszufragen:

An welchem Punkt in Ihrem Leben wussten Sie, dass Sie in die USA auswandern möchten?

Das kam überraschend: Ich lernte während meines letzten Studienjahres in Leipzig eine Amerikanerin kennen und wir beschlossen dann recht kurzfristig, zusammen in die USA zu gehen.

Was sind die drei wichtigsten Punkte, die man beachten sollte, wenn man eine Auswanderung in die USA plant?

Zum ersten: Man sollte sich bewusst sein, dass in den USA eine recht harte Form des Kapitalismus herrscht. Das soziale Netz ist mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen und man sollte sich unter anderem auch darauf gefasst machen, dass man nur zehn Tage Urlaub im Jahr hat.

Zum zweiten: Finanziell sollte ein gutes Polster vorhanden sein, um den Anfang gut zu meistern und um berufliche Durststrecken zu überbrücken.

Zum dritten: Man sollte von einer Auswanderung in die USA nicht zu viel erwarten. Wer die USA nur aus dem Urlaub kennt, wird den Alltag nach einer Weile möglicherweise nicht mehr so aufregend finden. Es liegt aber natürlich auch bei einem selbst, was man daraus macht.

Wie haben Sie Ihren ersten Job in den USA gefunden?

Ich habe bei einer Firma, die damals auf Mikrofiche spezialisiert war, angerufen und gefragt, ob sie jemanden brauchen.

Ich hatte zuvor zwei Jahre einen Studentenjob in der Deutschen Bücherei gehabt, der mit der Erstellung einer Mikrofiche-Kartei zu tun hatte.

Heute würde ich natürlich auf den Jobbörsen im Internet suchen. Was in den USA übrigens sehr wichtig ist, beinahe sogar wichtiger als der Lebenslauf, den man bei einer Bewerbung einreicht, ist ein überzeugendes Profil bei LinkedIn. Da schauen potentielle Arbeitgeber zuerst nach.

Wie sind Sie als Geisteswissenschaftler in der digitalen Marketing Branche gelandet?

Als Daimler Benz und Chrysler fusionierten, suchte die amerikanische PR Agentur von DaimlerChrysler jemanden, der Deutsch sprach. Das war ein glücklicher Zufall, ich war zur rechten Zeit am richtigen Ort. Zuvor hatte ich drei Jahre im Buchhandel gearbeitet, was viel Spaß machte, aber sehr schlecht bezahlt war.

Networking ist besonders wichtig in den USA – wie haben Sie die ersten Kontakte als Neuankömmling geknüpft?

Über einen deutschsprachigen Stammtisch. Der Kontakt zu Leuten, die schon etwas länger in den USA sind, aber die eigene Sprache sprechen, kann zumindest am Anfang hilfreich und beruhigend sein. Später läuft das dann hauptsächlich über die Arbeit.

Viele Leute in den USA wechseln alle ein bis zwei Jahre den Job. Da lernt man im Laufe der Zeit eine Menge Leute kennen, die dann früher oder später bei anderen Firmen arbeiten und einem unter Umständen eine bessere Arbeit vermitteln können.

Was würden Sie heute bei einer Auswanderung anders machen?

Ich würde mich finanziell und sprachlich besser vorbereiten. Ohne ausreichende Geldmittel kann es in den USA ganz schön stressig werden, da es wie gesagt kein wirkliches Sicherheitsnetz gibt. Und gute Sprachkenntnisse sind der Schlüssel zum beruflichen Erfolg, obwohl die Amerikaner Ausländern gegenüber zumeist sehr aufgeschlossen und freundlich sind.

Was vermissen Sie am meisten an Deutschland?

Die Deutsche Bahn, d.h. die Möglichkeit einfach von Ort zu Ort zu gelangen, ohne auf das Auto angewiesen zu sein. Gute Bahnverbindungen haben in den USA leider Seltenheitswert.

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