Rückwanderung: Warum jeder Auswanderer eine Exit-Strategie benötigt

Eine Exit-Strategie sollte vor jeder Auswanderung explizit mit eingeplant werden. (Foto: Unsplash)
[dropcap]W[/dropcap]er plant auszuwandern, braucht eine Exit-Strategie für den Fall, dass nicht alles so am Schnürchen verläuft, wie man es sich vielleicht erträumt hat. Eine Rückwanderung ist ebenso denkbar, wenn man es sich schlicht und einfach anders vorgestellt hat.

Eine gut konzipierte Exit-Strategie kann Rückenwind geben. Zudem lässt sie dich voll und ganz auf deine Auswanderung konzentrieren, ohne dich ständig fragen zu müssen: „Was mache ich, wenn ich scheitere?“. Diesen nagenden Hintergedanken kannst du verbannen, sobald deine Exit-Strategie steht.

Die Rückwanderung wird bei der Planung der Auswanderung auch als Worst-Case-Szenario bezeichnet und die Exit-Strategie ist der sogenannte Notfallplan, der eintritt, um dieses Worst-Case-Szenario anzupacken. Hat man einmal das Worst-Case-Szenario zu Ende gedacht und ausgesprochen, verschwindet meist auch die Angst vor dem Unbekannten.

1Eine schwere Entscheidung: Die Rückwanderung

Die Gründe für eine Rückwanderung können vielseitig sein. Jedoch hängen die meisten Gründe damit zusammen, dass die Auswanderung nicht richtig geplant wurde und dass man sich nicht genügend über das Auswanderungsland informiert hat. Hier sind die häufigsten Gründe im Überblick:

Finanzielle Gründe

Das Geld wird knapp und es kommt auch kein neues mehr rein. Wer die Kosten einer Auswanderung unterschätzt oder Schwierigkeiten hat, im Auswanderungsland einen Job zu finden, der kommt schnell in Geldnot.

Wirtschaftliche Gründe

Auch wer die richtigen Voraussetzungen mitbringt, kann Probleme haben, einen geeigneten Job zu finden, wenn der Arbeitsmarkt im Auswanderungsland schlecht aussieht.

Emotionale Gründe

Das Auswanderungsland war auf Urlaubsreisen immer rosarot. Die Realität sieht oftmals jedoch anders aus und plötzlich gefällt es einem im neuen Land nicht mehr. Eine Trennung vom Partner kann ebenfalls ein emotionaler Grund für eine Rückwanderung sein.

Sprachbarrieren

Selbst mit gutem Englisch kann man Probleme haben, sich im Ausland zu verständigen. Wer dauerhaft in einem Land leben möchte, muss die Sprache können.

Krankheitsfall

Nicht jedes Land hat so ein gutes Gesundheitssystem wie Deutschland, das einen im Krankheitsfall auffängt. Einige Auswanderer treten die Rückkehr an, da sie sich die Kosten für eine Behandlung nicht leisten können oder an der deren Qualität zweifeln.

2Warum eine Rückwanderung nicht bedeutet, gescheitert zu sein

Viele Rückwanderer haben das Gefühl, gescheitert zu sein, wenn sie zurück in die alte Heimat ziehen. Deutsche TV-Shows zeigen gerne, wie andere Deutsche, selbst mit schlechten Sprachkenntnissen, es schaffen, sich im Ausland eine Existenz aufzubauen. So eine Darstellung in den Medien verzehrt die Vorstellung von Auswanderungen.

Wer zurück nach Hause möchte, dem fällt es oftmals schwer sich und seinen Bekannten einzugestehen, dass es nicht geklappt hat. Eine Rückwanderung bedeutet aber nicht, dass man gescheitert ist.

Niemand wird dich verurteilen, wenn du wieder in deine alte Heimat ziehen möchtest. Deine Verwandten und Freunde werden sich wahrscheinlich eher freuen, wenn du wieder zurückkehrst. Sich selbst ein schlechtes Gewissen einzureden bringt dich also nicht voran.

3Die Exit-Strategie: So bereitest du die eventuelle Rückwanderung schon vor der Auswanderung vor

Finanzieller Notgroschen

Reize deine Ersparnisse nicht zu sehr aus. Geld für ein Rückflugticket und um die ersten Wochen nach der Rückwanderung über die Runden zu kommen, solltest du zur Verfügung haben. Die deutsche Botschaft finanziert nämlich keine Rückflugtickets für Auswanderer. Ansprüche auf Sozialleistungen hast du nur, wenn du in Deutschland gemeldet bist. Damit die Auswanderung nicht bereits im Keim erstickt wird, empfiehlt sich die Aufstellung eines Startkapital-Plans aufzustellen.

Unterkunft für die ersten Wochen

Kläre mit einem Familienmitglied oder einem Bekannten ab, ob du im Falle einer Rückwanderung für die ersten Wochen bei ihm/ihr unterkommen könntest. Ohne eine feste Adresse in Deutschland wirst du es schwer haben, sich bei den deutschen Behörden anzumelden. Zudem ist die Unterbringung für die ersten Wochen im Hotel mehr als teuer und als Rückwanderer braucht man für den Neuanfang jeden Cent.

Behördengänge

Wer in Deutschland angekommen ist, muss zuerst zum Einwohnermeldeamt, denn ohne festen Wohnsitz kannst du keine anderen Behördengänge absolvieren. Anspruch auf Arbeitslosengeld hat man, wenn man in den letzten 24 Monaten mindestens 12 Monate sozialversichert beschäftigt war. Dies kann in einem EU-Land oder in einem Land gewesen sein, mit dem Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat. Wer seinen Job in Deutschland gekündigt hat, erhält eine Sperrzeit von drei Monaten, welche ab dem Tag der Abmeldung zählen. Jeder, der vorhat auszuwandern, sollte einen Termin bei seiner örtlichen Bundesagentur für Arbeit machen, um sich zu seiner persönlichen Situation beraten zu lassen.

Zurück zum Alten oder kompletter Neuanfang?

Die einfachste Lösung für Rückwanderer ist es, beim alten Arbeitgeber nach einem Job zu fragen. Auch wenn deine alte Position vergeben ist, kann es dennoch sein, dass deine Qualifikationen und dein Firmenwissen in einer anderen Abteilung gefragt sind. Immerhin kennt man dich und weiß, wie du arbeitest.

Diese ist allerdings nicht für jeden eine Option. Viele, die sich durch die Auswanderungszeit persönlich verändert haben, möchten nicht zurück in den alten Trott. Ganz egal, ob du zurück zum Alten oder wieder einen beruflichen Neuanfang wagen möchten, deine Erfahrung im Ausland solltest du auf keinen Fall unter den Teppich kehren. Selbst wer glaubt, im Ausland gescheitert zu sein, hat viel durch diese Erfahrung gelernt. Du musst nur wissen, wie du deine Auswanderungszeit geschickt verkaufen kannst.

Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.