Auswandern in die Schweiz: Leben und Arbeiten in der Schweiz

Gastbeitrag

[dropcap]D[/dropcap]ie Schweiz lockt mit schönen Landschaften, guten Arbeitsbedingungen und hohen Löhnen viele Ausländer in das Land. Dennoch sollte man wissen, dass dafür auch einiges verlangt wird. Nicht selten sind die Arbeitszeiten höher und der Urlaub niedriger als in Deutschland.

Zusätzlich werden die hohen Löhne durch die höheren Lebenshaltungskosten wieder etwas relativiert. Wer sich aber dennoch auf die Schweiz einlässt, den erwartet ein hoher Lebensstandard und Mitmenschen mit viel Sinn für Höflichkeit, Korrektheit und Pünktlichkeit. Naturliebhaber, fleißige Arbeitstiere und anpassungsfähige Zuwanderer werden sich in der Schweiz sehr wohl fühlen.

1Gefragte Jobs in der Schweiz

Vor allem gut ausgebildete Fachkräfte sind in der Schweiz sehr gefragt. Besonders in der medizinischen Versorgung, Gastronomie und IT-Branche sind die Chancen ausgezeichnet. Dennoch sollte für die Arbeitssuche genügend Zeit eingeplant werden.

Der Bewerbungsprozess dauert länger als von Deutschland gewohnt. Schweizer Arbeitgeber lassen sich bei der Auswahl der Bewerber bewusst mehr Zeit, um den möglichst geeignetsten Kandidaten auszuwählen. Da die Löhne hoch sind und die Einarbeitungszeit für den Arbeitgeber entsprechend teurer ist, besteht ein ernsthaftes Interesse darin, möglichst selten neue Mitarbeiter ersetzen zu müssen.

Daher sollte man sich nicht wundern, wenn bei der Bewerbung viel Wert auf Zertifikate gelegt und nach Referenzen gefragt wird. Das können beispielsweise ehemalige Vorgesetzte, Arbeitskollege oder Bekannte aus Vereinen sein. Entscheidend ist nur, dass die Referenzen einen beschreiben können, wie man ist, wie man an Aufgaben herangeht und wie man im sozialen Umgang ist. Es kann auch vorkommen, dass der Arbeitgeber zu einem Probearbeiten lädt oder ein Kennenlernen des Arbeitsplatzes anbietet.

Diese Chance sollte man nutzen, denn eine bessere Möglichkeit seine neue Arbeitsstelle und das Arbeitsumfeld kennenzulernen, gibt es nicht. Zudem würde das Ablehnen dieser Gelegenheit die Bewerbungschancen deutlich senken.

2Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsbewilligung

EU-Europäer profitieren in der Schweiz von der Personenfreizügigkeit, auch wenn die Schweiz nicht zur EU gehört, ist sie dennoch ein Schengen-Mitglied. Das bedeutet, dass Staatsbürger der EU/EFTA Staaten sich ohne vorherige Bewilligung auf Arbeitsstellen in der Schweiz bewerben dürfen und dass Arbeitgeber EU/EFTA Ausländer ohne Begründung einstellen können.

Dies erleichtert die Arbeitsplatzsuche ungemein und ist sicher einer der Gründe für die zahlreichen, ausländischen Fachkräfte. Wer es geschafft hat einen Arbeitsvertrag zu bekommen und in der Schweiz wohnen möchte, hat das Recht auf eine Aufenthaltsbewilligung. Die Dauer der Bewilligung richtet sich nach dem Arbeitsvertrag und nach 5 Jahren wird sie bei EU/EFTA Ausländern in eine Niederlassungsbewilligung umgewandelt.

Wer weiterhin im grenznahen Ausland wohnen möchte, hat hierbei das Recht auf eine Grenzgängerbewilligung und ist dann in der Schweiz quellensteuerpflichtig und in seinem Wohnland einkommensteuerpflichtig. Dank der Personenfreizügigkeit sind diese Bewilligungen reine Formsache und ziehen keine große Bürokratie nach sich.

3Die Schweiz und die EU

Die Schweiz gehört nicht zur EU und ist darauf auch sehr stolz. Dennoch war die Schweiz schlau genug, sich bei der Gründung der EU mit den richtigen Verträgen den Zugang zum Europäischen Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt zu sichern, dabei aber nicht ihre Unabhängigkeit zu verlieren.

Diese clevere Konstellation sorgte auch dafür, dass die Schweiz in den letzten Jahrzehnten an wirtschaftlicher Stärke noch weiter zugelegt hat. Schweizer legen sehr viel Wert auf Eigenständigkeit. Ziehen Sie daher möglichst keine Vergleiche mit Deutschland oder der EU und geben dem Schweizer Weg eine echte Chance. Vieles läuft in der Schweiz anders und das hat auch seine Gründe.

4Schweizerdeutsch

In der Schweiz gibt es vier Landessprachen. Zu diesen gehören Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und Deutsch. In der Deutschschweiz wird Schweizerdeutsch gesprochen, dieses ist mehr als nur ein Dialekt und kann mehr als eigene Sprache verstanden werden.

Im Schweizerdeutschen gibt es jede Menge Worte, die von anderen Landessprachen geprägt worden sind und die Betonung der Worte ist eine völlig andere als zum Hochdeutschen. Schweizer sind sprachlich sehr gewandt und geübt darin vom Schweizerdeutsch in das Schriftdeutsch zu wechseln. Schon rein aus Höflichkeit wechseln sie bei Ausländern schnell, und häufig unbewusst in das Schriftdeutsche.

Fälschlicherweise wird das Schriftdeutsch, welches Schweizer als Deutsch in der Schule lernen, in Deutschland und Österreich für Schweizerdeutsch gehalten. Wer sich etwas länger in der Schweiz aufhält, wird schnell feststellen, dass das Verstehen des eigentlichen Schweizerdeutschen schwieriger ist, als von vielen gedacht.

Hochdeutsch wird aber sehr gut verstanden und erleichtert einem den sprachlichen Start in der Deutschschweiz. Für die Integration ist das Verstehen des Schweizerdeutschen unerlässlich, sonst müssen die neuen Schweizer Kollegen und Freunde sich jedes Mal mit Schriftdeutsch bemühen und dies ist für diese auf Dauer sehr anstrengend. Das Verstehen des Schweizerdeutschen sollte daher möglichst schnell gelernt werden. Das Verstehen der Sprache ist eine große Erleichterung für eine erfolgreiche Integration.

Über den Autor

Maik Bräuer ist 2011 für die Liebe aus dem schönen Hamburg in eine der schönsten Städte der Schweiz, nach Luzern gezogen. 2013 hat er die Plattform About Swiss – Auswandern Schweiz gegründet um zukünftigen Auswanderern die Möglichkeit zu bieten, sich ausgiebig über die Schweiz, die Auswanderung und alles Wichtige dazu zu informieren.

Zu den vielen Informationen sind mittlerweile noch ein Budgetplaner, ein Schweizerdeutsch Wörterbuch, ein Brauchtumsführer, Rezepte aus der Schweiz-Küche und ein Forum für Deutsche in der Schweiz hinzugekommen. Im Forum tauschen sich regelmäßig interessierte Auswanderer, bereits Ausgewanderte und auch einige Schweizer aus.

Photo Credits Artikel: Maik Bräuer

Gastautor
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