[dropcap]W[/dropcap]enn die Coronakrise uns neben aller Schwierigkeiten etwas Positives gebracht hat, dann, dass unsere Arbeitskultur in den letzten 2 Jahren viel flexibler geworden ist. Arbeiten im Homeoffice ist jetzt normal, und in dieser neuen Normalität sind neue Trends entstanden, wie zum Beispiel Workations.
Was ist eine Workation genau?
Workation setzt sich aus den englischen Wörtern „Work” (Arbeit) und „Vacation” (Urlaub) zusammen. Gemeint ist damit das Arbeiten im Homeoffice an einem Ferienort. Man könnte auch sagen, es ist eine Möglichkeit, seinen Job von woanders zu erledigen, ohne seinen Jahresurlaub dafür zu verbraten.
Wer auf eine Workation geht, verlagert sein Homeoffice im Prinzip nur ins Hotel oder eine Ferienwohnung. Da wir seit März letzten Jahres arbeitsmäßig alle verstärkt per E-Mail, Slack und Zoom kommunizieren, spielt es keine Rolle, ob wir uns für Meetings aus Lüneburg oder Lissabon einwählen.
Und dank Digitalisierung und Globalisierung ist heutzutage eine zunehmende Anzahl von Menschen in der Lage, grundsätzlich von jedem Ort in der Welt aus arbeiten zu können. Das war vor noch nicht allzu langer Zeit etwas für wenige, vor allem junge Kreative.
Neu ist jetzt, dass ortsunabhängiges Arbeiten bei der breiten Bevölkerung angekommen ist, mit 9-to-5-Jobs in großen Unternehmen. Immer mehr Firmen bestellen ihre Mitarbeiter auf unbegrenzte Zeit ins Homeoffice ab. Vor diesem Hintergrund ist Arbeiten an Urlaubsorten umso populärer geworden.
Vielleicht sind Workations aber auch deswegen so attraktiv, weil wir die eigenen vier Wände in den vergangenen Monaten zu genüge gesehen haben und jede Möglichkeit nutzen möchten, dem Lagerkoller zu entfliehen und trotzdem weiter unsere Brötchen zu verdienen.
Einige Firmen organisieren sogar Workations für gesamte Teams, um etwa fokussiert an bestimmten Projekten zu arbeiten und allen dabei einen Tapetenwechsel (und möglicherweise neue Ideen und Einfälle) zu ermöglichen.
Workations können viele Formen annehmen: Es kann sich um eine Übernachtung in einem Hotel in einer anderen Stadt handeln, um einen dreitägigen Arbeitsurlaub in einem anderen Bundesland oder einen mehrwöchigen Aufenthalt auf einem anderen Kontinent.
Egal, ob es sich um eine eintägige oder sogar mehrmonatige Reise handelt, es gibt einige Dinge, die man beachten muss. Wie geht man eine Workation also am besten an?
Wie plane ich eine Workation?
Wenn feststeht, dass du gerne einmal ausprobieren möchtest, wie es sich anfühlt, von einem Urlaubsort aus zu arbeiten, leg los mit der Vorbereitung! Die folgenden Schritte helfen, damit aus deinem Entschluss Realität wird:
1Workation mit dem Arbeitgeber abklären
Dein Arbeitgeber muss einverstanden sein, dass du eine Zeitlang von woanders arbeitest. Das hat unter anderem auch versicherungstechnische Gründe. Es muss zum Beispiel abgeklärt werden, was passiert, wenn dir während der Arbeitszeit etwas passiert oder du ausfällst, weil dein Flug gestrichen wurde.
Es kann auch sein, dass dein Arbeitgeber noch nie etwas von Workations gehört hat oder ihnen skeptisch gegenübersteht. In diesem Fall ist eventuell Überzeugungsarbeit deinerseits gefragt. Überlege dir gut, wie du vermitteln kannst, dass deine Firma Vorteile davon hat, wenn du allenfalls sogar motivierter bist, da nach Feierabend Sightseeing statt Sofa winkt. Und laut einer Studie von VacationRenter berichten 65%, dass sie produktiver arbeiten, wenn sie auf Workation sind.
Du kannst den Aufenthalt auch damit kombinieren, eine neue Sprache zu lernen, die für deinen Beruf nützlich ist.
2Ausland oder Inland?
Eine Workation in Deutschland oder einem EU-Land zu organisieren ist um einiges einfacher als einen Arbeitsaufenthalt in Ländern weiter weg zu planen. Wenn du außerhalb der EU arbeiten möchtest, musst du dich gegebenenfalls um ein Visum kümmern und dich informieren, wie es sich mit Krankenversicherung und Co. verhält.
Einige Länder machen es Auslandsarbeitenden jedoch mittlerweile leicht und bieten Deutschen Workation- oder Digital-Nomad-Visa an, darunter Costa Rica und Mexiko.
3Wie lange?
Möchtest du dein Arbeitszimmer nur für einige Tage oder für mehrere Wochen nach woanders verlagern? Regele mit deinem Chef, für welchen Zeitraum er eine Workation mitträgt. Überlege dir auch, ob du dir einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt leisten kannst und was in dieser Zeit mit deiner Wohnung geschieht.
4Ferienhaus oder Hotel?
Viele Hotels und Ferienhausanbieter haben sich mittlerweile auf Workations eingeschossen und werben mit günstigen Kurz- und Langzeit-Angeboten. Dabei stellen sie alles zur Verfügung, was man auf Workation so braucht: unbegrenztes WLAN, Zimmer mit Schreibtisch, Video-Beamer und Räume für Meetings.
Wenn du dich für eine einfache Unterkunft ohne entsprechende Ausstattung entscheidest, stell sicher, dass sich ein geeigneter Coworking Space in der Nähe befindet, von dem du in Ruhe arbeiten kannst.
5Was ist mit Flugtagen und Zeiten für An- und Abreise?
Auch, wenn du am Workation-Ziel deine normalen Arbeitszeiten einhälst, geht möglicherweise einige Zeit für die An- und Abreise drauf. Hast du genug Urlaubstage dafür oder kannst die Flugdaten auf ein Wochenende legen? Wenn du einen Arbeitsvertrag mit flexibler Zeiteinteilung hast, kannst du die verlorene Zeit vielleicht auch vor- oder nacharbeiten.
Worauf muss ich sonst noch bei einer Workation achten?
Wenn die groben Eckpfeiler feststehen, mach dich an die konkrete Planung. Überleg dir dabei ganz genau, wie ein Arbeitstag in deinem Wunschland im Detail aussehen könnte. Denk auch darüber nach, welche Faktoren eventuelle Stolpersteine darstellen. Nicht überall auf der Welt findest du dieselben Bedingungen wie in Deutschland.
Eine stabile Internetverbindung ist essentiell, damit du deiner Arbeit auch von woanders wie gewohnt nachgehen kannst. In manchen Ländern (unter anderem Ländern in Afrika, Asien oder Südamerika) hast du es jedoch unter Umständen mit regelmäßigen Stromausfällen und/oder unzuverlässigem WiFi zu tun. Erkundige dich ganz genau, ob deine Unterkunft für solche Fälle gewappnet ist und trotzdem eine sichere Versorgung sicherstellen kann.
Beachte mögliche Zeitunterschiede! Es ist ungünstig, wenn du jeden Morgen um 10 für ein Meeting online sein musst, das in der Zeitzone deines Zielortes um 3 Uhr nachts stattfindet. Recherchiere, ob gewohntes Arbeiten bei zu krassen Zeitunterschieden überhaupt möglich ist.
Erkundige dich ganz genau, wie die COVID-Lage an deinem Zielort aussieht. Überleg dir auch, was du tust, wenn das Land plötzlich zum Krisengebiet erklärt wird. Gibt es genügend Krankenhäuser und hast du eine entsprechende Auslandskrankenversicherung? Kannst du dich im Notfall verständigen?
Zieht es dich für deine Workation in günstige Länder wie Thailand oder Ungarn, brauchst du dir um deinen Geldbeutel nicht allzu viele Sorgen zu machen. Möchtest du jedoch gern in die Schweiz, Schweden oder die USA, musst du selbst für einen Kaffee oder ein Glas Wasser viel tiefer in die Tasche greifen als in Deutschland. Kalkuliere vorher durch, wieviel dich der ganze Aufenthalt im Endeffekt kosten wird.
Überlege, was du auf einer Workation sehen und erleben möchtest und welche Länder den besten Mix aus schnellem WLAN, moderaten Kosten und interessanten Sightseeing-Möglichkeiten bieten. Die besten Workation-Ziele in Europa beleuchtet ein Artikel von Babbel.
Ist es an deinem Zielort ruhig genug, um tagsüber ungestört zu arbeiten? In einigen Ländern geht es viel lebhafter zu als du es möglicherweise gewohnt bist. Schließe aus, dass dich an deinem Wunschort Alltags- oder Baulärm am Arbeiten hindern.
Und ganz wichtig: Du bist ja nicht ohne Grund auf Workation. Mach daher von den Vorzügen an deinem Wunschort Gebrauch und erstell vorab einen genauen Tagesplan, was du nach der Arbeit sehen oder erleben möchtest. So stellst du am Ende nicht fest, dass du nur einen Bruchteil von dem unternommen hast, was du dir vorgenommen hast.
Wenn du dein Homeoffice im Ausland gründlich vorbereitest, wird dein Auslandsaufenthalt nicht nur zu einer Bereicherung für dich, sondern im günstigsten Fall auch für deinen Arbeitgeber.