Yoga war gestern: Warum unter 30-jährige zur Stressbewältigung ins Museum gehen

[dropcap]M[/dropcap]useen galten besonders bei jungen Menschen immer als langweilig. Meist wurde man von den Eltern in irgendein Museum oder eine Kunstgalerie geschleppt, um etwas Kultur mitzuerleben. Dies prägt natürlich. Welches Kind möchte schon den Sonntag damit verbringen auf Bilder zu starren oder über irgendwelche Kunst zu philosophieren. Mit der zunehmenden Digitalisierung scheint die junge Generation aber Gefallen daran gefunden zu haben, sich wirklich Zeit für etwas zu nehmen.

Mit einem Klick liegt einem die Kunstwelt zu Füßen und man kann sich alle möglichen Kunstwerke auf seinem Smartphone anschauen. Dies steht aber in keinem Verhältnis dazu sich ein Kunstwerk in echt anzusehen, die Dicke der Farbe auf dem Bild wahrzunehmen, die Größe des Bildes auf sich wirken zu lassen und zusammen mit anderen Menschen sich wirklich Zeit für etwas zu nehmen, die Seele baumeln und neue Inspirationen in sein Leben zu lassen.

Die Calm and Collected Studie des Art Fonds befragte mehr als 2.5000 Erwachsenen aus Großbritannien und bestätigt jetzt, dass Kunstliebhaber jeden Alters zum Entspannen ins Museum gehen, aber besonders die unter 30-jährigen doppelt so häufig ein Museum oder eine Kunstgalerie aufsuchen, und zwar mindestens einmal im Monat, um ausdrücklich Stress vorzubeugen.

Zu oft stecken wir in einer Routine fest: Montag bis Freitag wird gearbeitet, am Wochenende beschäftigt man sich meist mit Einkaufen, Wäsche waschen und Wohnung putzen. Am Abend geht der ein oder andere dann ins Kino oder trifft sich mit Freunden. Wer allerdings sich bewusst die Zeit zum entspannen nimmt und auch gönnt, fühlt sich ins Gesamt stressfreier.

Jeder Burnout-geplagte wird bestätigen: Der Stress war da, man nahm ihn allerdings erst viel zu spät wahr.  Ab und an nach neunzehn Uhr noch eine E-Mail beantworten, am Wochenende kleinere administrative Arbeiten erledigen, damit es dann unter der Woche nicht stressig wird und zwischen durch dem ein oder anderen Kollegen bei seinen Aufgaben helfen, sind alles Alltagsstressfaktoren, die sich alle im Körper ansammeln. Auch wenn die To-Do-Liste zu platzen scheint, muss man eine gesunde Distanz zu ihr erschaffen, um nicht völlig auszubrennen.

Wer noch nicht vom Museums-Hype begeistert ist, den überzeugen diese fünf Gründe vielleicht, warum sich ein Besuch in einem Museum lohnt:

Neue Erlebnisse kreieren

Es geht meist nicht unbedingt um das Museum selbst. Eine Studie von Harris Interactive zeigt, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie Geld für Erlebnisse anstatt für materielle Einkäufe ausgeben.

Museen machen klüger

Es ist fast unmöglich ein Museum zu verlassen ohne neues Wissen erlangt zu haben. Hinter den Kulissen des Museums wird intensiv daran gefeilt, wie man Informationen zu den einzelnen Kunstwerken aufbereitet und zur Verfügung stellt. Nehmen Sie sich deshalb Zeit die Beschreibungen der einzelnen Kunstwerke oder Ausstellungsstücke durchzulesen.

Inspiration und Denkanstöße

Wer dringend etwas Inspiration gebrauchen könnte, sei es bei einem kreativen oder strategischen Projekt, wird überrascht sein, wie der Besuch in einem Museum die kreativen Ideen in einem nur so sprießen lassen kann.

Kulturelles und historisches Erbe

Museen wahren unser kulturelles und historisches Erbe. Sie dokumentieren Zeitgeschehnisse genauso wie kulturelle Werte. Ohne Museen würden viele dieser Werte in Vergessenheit geraten.

Treffpunkt für Familien und Freunde

Anstatt sich zwei Stunden einen Hollywood Film anzusehen, bieten Museen die Möglichkeit sich direkt mit seinen Freunden oder Bekannten auszutauschen. Durch die gemeinsamen Diskussionen lernt man einander besser kennen und teilt somit ein Lernerlebnis miteinander. Dies verbindet unheimlich.

Damit der Besuch in einem Museum oder einer Kunstgalerie aber tatsächlich zum Stress abbauen und nicht zum großen Stressfaktor wird, sollte man einige Punkte beachten:

1Stoßzeiten vermeiden

Weltbekannte Museen wie das Louvre, das Vatikan, Van Gogh oder das Picasso Museum sind alles Orte, die zu jeder Zeit sehr gut besucht werden. Google zeigt meist an zu welchen Zeiten besonders viele Menschen anstehen müssen. Ganz früh morgens und am späten Nachmittag ist der große Ansteh-Spuk auch bei den ganz großen Museen auszuhalten.

2Freier Eintritt, aber volles Haus

Viele Museen und Kunstgalerien bieten einen kostenlosen Tag im Monat an. Auch wenn freier Eintritt eine super Gelegenheit ist ein Museum zu besuchen, sollte man sich bewusst sein, dass an diesem Tag womöglich besonders viel los sein wird.

3Sich selbst nicht unter Druck setzen

Wer im Urlaub unbedingt in ein besonderes Museum möchte oder eine bestimmte Kunstausstellung nicht verpassen will, der sollte, sich bewusst machen, warum man sich eine bestimmte Ausstellung ansehen möchte. Nur um seinen Freunden später davon berichten oder etwas von einer Must-Do Liste abzuhaken sollte nicht die Motivation hinter einem Museumsbesuch sein.

4Informationen vorher recherchieren

Das jüdische Museum hat wegen einem jüdischen Feiertag zu? Wer die Öffnungszeiten eines bestimmten Museums oder einer Kunstgalerie nicht vorher recherchiert, steht womöglich vor verschlossenen Türen. Informieren Sie sich außerdem, ob die Eintrittskarten online vielleicht sogar billiger sind und Ihnen das Anstehen ersparen.

Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.