Auswandern: Leben und Arbeiten in China

Gastbeitrag

[dropcap]A[/dropcap]uswandern nach China? Das habe ich ja noch nie gehört! China ist zwar nicht das beliebteste Land in das deutsche auswandern, aber definitiv eine interessante Alternative.

Klar, die sprachliche Barriere ist enorm, in den meisten Alltagssituationen werdet ihr keinen Chinesen antreffen, der gut Deutsch oder Englisch spricht, allerdings ist es durchaus möglich, in China, auch mit kaum bzw. keinen Chinesisch Kenntnissen durchzukommen.

Wer die Sprache beherrscht der hat jedoch deutlich mehr Vorteile und wird seine Zeit in der Volksrepublik richtig genießen können.

Arbeiten in China und Jobsuche in China

Generell steht China Ausländern offen gegenüber und viele Betriebe suchen immer noch nach Ausländern bzw. sind Ausländer in manchen Berufen einfach nicht zu ersetzen.

Gute Chancen ein Stellenangebot in China zu finden hat man als Lehrer, Mechaniker, Ingenieur, Architekt, Übersetzer oder im Bereich der Hotellerie. Wenn man nicht das Glück hat von seinem bisherigen Betrieb nach China als Expat entsendet zu werden und kein hochqualifizierter Arbeiter ist, dann bleibt meist nur die Möglichkeit sich einen Job als Lehrer oder Übersetzer zu suchen.

Denn während Stellen als Mechaniker oder Ingenieur eine gewisse Vorbildung sowie Berufserfahrung voraussetzen, kann man als Lehrer in China quasi den Quereinstieg wagen. Leider wurden im letzten Jahr die Visabestimmungen geändert, was zur Folge hatte, das auch für den Beruf als Lehrer zumindest etwas Erfahrung vorausgesetzt wird.

Zusätzlich zu einer gewissen Erfahrung im Umgang mit Schülern, sollte man auch in Erwägung ziehen, einen TEFL oder TESL Kurs zu absolvieren. Dies sind Kurse speziell für Nicht-Muttersprachler, um Englisch zu unterrichten. Mit einem absolvierten TEFL oder TESL Kurs von einer akkreditierten Organisation sollte es dann recht einfach sein, eine Stelle als Lehrer in China zu bekommen.

Arbeitserlaubnis für China

An eine Arbeitserlaubnis für China kommt ihr nur, wenn ihr vorher einen Arbeitgeber in China gefunden habt, der euch einen Arbeitsvertrag auf English sowie Chinesisch vorlegt. Mit diesem Arbeitsvertrag, einem ausgefüllten Visa Antragsformular, eurem Reisepass (mind. noch 6 Monate gültig, einem polizeilichen überbeglaubigten Führungszeugnis sowie einem Gesundheitstest, könnt ihr dann den Antrag für ein Visum für China bei der chinesischen Botschaft in Berlin, Frankfurt oder München stellen.

Dieses Visum ermöglicht es euch nach China zu reisen. Dort angekommen habt ihr 30 Tage Zeit einen weiteren Gesundheitscheck sowie den Gang zu den lokalen Behörden zu erledigen, bevor ihr eure „Residence Permit“ – Aufenthaltserlaubnis bekommt.

Nicht vergessen: Bei einem Wohnortswechsel müsst ihr euch bei der zuständigen Polizeistation melden. Damit haben die Chinesen es sehr genau.

Persönlicher Erfahrungsbericht

An dieser Stelle wollte ich einfach kurz meine Erfahrungen nach zwei Jahren im Reich der Mitte mit euch teilen. Als ich im November 2015 auf unbestimmte Zeit nach China gegangen bin, traf ich auf viel Unverständnis von Freunden und Verwandten. Im Nachhinein kann ich ihnen das nicht verübeln, denn sie wussten es einfach nicht besser. Wie der Deutsche so schön sagt „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“.

Meine Erfahrungen mit China sind fast alle durchweg positiv. Daher reflektiere ich ganz kurz einen negativen Punkt, der mir an China missfällt:

– Internetzensur

China zensiert das Internet leider stark und macht es ohne VPN unmöglich Webseiten wie Google, YouTube, Facebook oder Twitter zu öffnen. Das ist nicht nur schlecht, um in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben, sondern auch wenn man dies für das eigene Business benötigt (Gmail, Facebook Business Page, etc.).

Zu den positiven Seiten gehören:

+ Land und Leute

Die Chinesen sind alle unheimlich freundliche Menschen. Manchmal fast schon etwas zu freundlich. Als Ausländer in China ist es einfach neue Menschen kennenzulernen, da fast jeder versucht mit einem ins Gespräch zu kommen. Man wird von unbekannten zum Essen eingeladen oder in der Bar mit an den Tisch geholt, um bei einer Runde Würfel spielen über China und die Welt zu sprechen.

Tipp: Ein Tabu beim Gespräch sind jedoch die drei T’s – Taiwan, Tiananmen, Tibet. Diese sollte man besser nicht erwähnen.

China ist riesig. Ihr wollt das ganze Jahr lang Sonne, Strand und Meer? Dann solltet Ihr euch das chinesische Hawaii, Hainan, ansehen. Lebt ihr gern in einer Stadt mit vielen Menschen, die euch alles bieten kann? Wie wäre es dann mit Shanghai, Beijing oder Guangzhou? Sucht ihr eher nach dem einfachen Leben ohne Hektik und Stress, dann kommt zu mir in die Nähe von Yinchuan oder Xi’an. China hat noch so viel zu bieten, dass ich hier alles gar nicht erwähnen kann.

+ Lebensunterhaltungskosten und Reisemöglichkeiten

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich die geringen Lebensunterhaltungskosten nicht schätze. Ich selbst komme zusammen mit meiner Freundin mit rund 6000 RMB (ca. 800€) im Monat aus, um Miete, Lebensmittel sowie Freizeitaktivitäten zu bezahlen.

Dabei essen wir 80% der Zeit außerhalb und benutzen häufig Taxis oder öffentliche Verkehrsmittel. Allerdings verzichte ich auch darauf zu oft westliche Nahrungsmittel wie Käse oder importiertes Bier zu kaufen.

In 2-4 Stunden in Phuket am Strand liegen und am Montag wieder zurück im Büro sein? Von Deutschland aus ist dies undenkbar. Natürlich ist China an sich schon ein super Land, um zu reisen. Solltet ihr aber noch darüber hinaus den südostasiatischen Raum entdecken wollen, dann ist alles nur einen Katzensprung entfernt. Sobald ihr außerhalb Chinas seid, kosten die Flüge auch nur noch so viel wie ein Flug mit Rynair in Europa.

+ Startup Szene

Für mich persönlich war China extrem wichtig für die persönliche Entwicklung, da dieses Land und die rasant schnelle Entwicklung mir definitiv dabei geholfen haben mich selbständig zu machen. Die Nähe zu den Fabriken, um eigene Produkt herstellen zu lassen war natürlich sehr hilfreich, aber auch dieser unbeschreibliche Vibe, der hier in der Luft zu scheinen liegt.


Wer mehr über China wissen möchte, sollte sich die Webseite von Andreas anschauen. Dort schreibt er über seine Zeit in China, hält euch über Themen wie Internetzensur in China, digitales Nomadentum und vieles mehr auf dem laufenden.

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