Leben und Arbeiten in Ägypten

Dort Leben und Arbeiten, wo Andere Urlaub machen: So in etwa stellt man sich das Abenteuer vor, wenn man zum Leben und Arbeiten in das nordafrikanische Land kommt. Ägypten grenzt nördlich an das Mittelmeer und östlich an das Rote Meer, welches bei Tauchern und Badefreunden aus der ganzen Welt große Beliebtheit findet. Zudem kann das arabische Land mit einer fast 360-Tage-Sonnenscheingarantie im Jahr punkten. Dies ist Grund genug für viele Aussteiger, sich für ein Leben in dem Land der Pharaonen zu entscheiden.

Arbeiten in Ägypten

Wie viele andere nordafrikanische Länder ist auch Ägypten stark vom Tourismus abhängig. Es liegt daher nahe, dass je nach Region, viele Auswanderer in diesem Sektor Beschäftigung finden. Deutsches Personal wird dabei sehr geschätzt und überwiegend im Bereich der Gästebetreuung, Reiseleitung und in der Führungsebene eingesetzt. Dabei schätzen die Ägypter besonders die genaue und sorgfältige Arbeitsweise, für die die Deutschen weltweit bekannt sind. Wer im Tourismus Fuß fassen möchte, hat demnach gute Chancen in der Hotellerie, bei einem Reiseveranstalter oder in einer Tauchbasis Anstellung zu finden. Entsprechende Qualifikationen und vorherige Erfahrungen sind selbstverständlich von Vorteil.

In der Tourismusbranche sollte zum einen beachtet werden, dass die Arbeitstage oftmals erheblich länger sind als in Deutschland. Zwischen 9 und 12 Stunden pro Tag stellt dabei keine Seltenheit dar, zudem wird nur ein freier Tag pro Woche gewährt. Zum anderen sollte man sich vorher darüber bewusst sein, dass viele der ägyptischen Kollegen keine ausgebildeten Hotelfachkräfte sind. Viele Mitarbeiter sind Quereinsteiger und kommen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen. Da die Gehälter in den ursprünglichen Berufen jedoch zu gering sind, haben sich viele Ägypter für eine Zukunft in der Tourismusbranche entschieden. Bei der täglichen Zusammenarbeit sollte man sich dies immer wieder vor Augen führen, da oftmals Geduld und Verständnis für mangelnde Fachkenntnisse der Kollegen aufgebracht werden muss. Ägypter sind jedoch für ihre Herzlichkeit im Umgang mit Menschen bekannt und die Mehrheit ist auch sehr wissbegierig und weiß es zu schätzen, sich von deutschen Fachkräften anlernen und ausbilden zu lassen.

In der Hauptstadt Kairo sind ebenfalls viele namenhafte Unternehmen, z.B. im Bereich der Telekommunikation, gewillt freie Stellen mit deutschem Personal zu besetzen. Auch Kindergärten und Schulen, speziell deutsche Schulen, bieten Auswanderern die Möglichkeit Anstellung zu finden.

Arbeitserlaubnis für Ägypten

Eine gültige Arbeitserlaubnis ist per Gesetz für jeden Ausländer Pflicht, der in Ägypten arbeiten möchte. Bei einer Anstellung ohne Arbeitserlaubnis machen sich sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer strafbar. Da die Erteilung einer Arbeitserlaubnis mit hohen Kosten und viel bürokratischem Aufwand verbunden sind, sehen leider viele Unternehmen davon ab und stellen Ausländer somit illegal ein. Bei einer Kontrolle in dem jeweiligen Betrieb durch die Polizei kann es dann zu großen Schwierigkeiten für beide Seiten kommen. Daher sollte jeder Auswanderer auf eine gültige Arbeitserlaubnis bestehen, bevor ein Arbeitsvertrag unterzeichnet wird. Vom Bewerber werden dabei Abschlusszeugnisse verlangt, die belegen sollen, dass die Stelle aufgrund der Qualifikationen nur mit einem Ausländer besetzt werden kann. In der Regel ist es einfacher die Arbeitserlaubnis zu beantragen, wenn sich der Bewerber noch nicht im Land befindet. Die Arbeitserlaubnis umfasst neben einer ausgestellten Karte, die der Arbeitgeber einbehält, ein Stempel im Pass, der auch gleichzeitig als Visum dient, in dem vermerkt ist, dass das Arbeiten gestattet ist. Ein gültiges Visum ist ebenfalls Pflicht für einen Aufenthalt im Land.

Bildung

Die Bildung in Ägypten ist keinesfalls vergleichbar mit der Bildung in Deutschland oder einem anderen europäischen Land. Die Analphabetenrate ist sehr hoch und die Mehrheit der Ägypter hat zwar einen Schulabschluss, aber nicht unbedingt einen Universitätsabschluss. Die diversen deutschen Schulen im Land funktionieren gemäß dem deutschen Schulsystem in Bezug auf den Lehrplan, die Unterrichtseinheiten und Ferienzeiten. Die internationalen Schulen unterrichten in der Sprache Englisch, sind aber in Bezug auf Feiertage und Ferien an das ägyptische Schulsystem angepasst. Das heißt auch, dass die Sommerferien 3 Monate dauern. Ägypten hat auch viele namenhafte Universitäten, wie beispielsweise die Ain Shams Universität in Kairo. Viele Studiengänge sind mittlerweile auch international und können somit auch von Ausländern belegt werden. Zudem sind in diesem Bereich auch Kooperationen mit deutschen Bildungsstätten vorhanden, wozu auch die Technische Universität in El Gouna, am Roten Meer gehört.

Sprache

Die Landessprache Ägyptens ist Arabisch mit einem sogenannten ägyptischen Akzent. In den größeren Städten wie Kairo, Alexandria, Luxor und Assuan wird ebenfalls viel Englisch gesprochen und verstanden. Dasselbe gilt für die Tourismusregionen am Roten Meer wie Hurghada, Marsa Alam und Sharm El Sheikh in denen zudem wird ebenfalls oftmals Deutsch gesprochen. In kleineren Städten und ländlicheren Gebieten wird es dann mit der Verständigung schon schwieriger, wenn man keine Arabischkenntnisse mit sich bringt.

Wohnen und Gesellschaft

Die Suche nach der passenden Wohnung oder nach dem passenden Haus gestaltet sich in den touristischen Städten relativ einfach. Entweder werden die Immobilien über soziale Netzwerke in entsprechenden Gruppen angeboten oder man wendet sich an eines der vielen Immobilienbüros. Auch auf die altmodische Art kann man die passende Immobilie finden. Hierzu geht man zu den Gebäuden und spricht den Türwächter, den sogenannten „Bawab“ an und fragt nach eventuellen freien Wohnungen im Gebäude. Die Lebenshaltungskosten in Ägypten sind vergleichsweise sehr gering. Dazu zählen ebenfalls die Mietkosten. Für rund 400 € pro Monat kann man sich eine moderne und großzügig geschnittene Wohnung in einem Compound mit Poolanlage leisten. Die Gebäude sind überwiegend rund  um die Uhr bewacht. Die Kosten für Wasser und Strom sind ebenfalls sehr günstig. Die Mietverträge werden dann direkt mit dem Besitzer der Wohnung oder mit der Immobilienagentur geschlossen.

Es ist nicht schwer, in Ägypten Anschluss zu finden. Der Kontakt sowohl zu Ägyptern als auch zu Ausländern ergibt sich relativ schnell, vorausgesetzt man hat selbst ein offenes Wesen. Ägypter sind sehr herzliche und kontaktfreudige Menschen, die es einem leicht machen, sich schnell einzuleben und auch durch ihre Hilfsbereitschaft die Eingewöhnung erleichtern. Wie in jedem anderen Land gibt es auch hier Betrüger und man sollte die neu gewonnen Kontakte gut kennenlernen, bevor man ihnen Vertrauen schenkt. Durch den Job entstehen meistens die ersten Kontakte zu anderen Leuten. In Ägypten findet das soziale Leben viel draußen in Cafés und Restaurants statt. Dies erleichtert das Kennenlernen von anderen Menschen ungemein. Auch im Bereich der Freizeitbeschäftigung und bei Hobbys wie Sport lernt man leicht neue Leute und Gleichgesinnte kennen.

Deutsche in Ägypten

Es hat bereits viele Deutsche nach Ägypten verschlagen, die sich dort ein neues Leben aufgebaut haben. Dadurch haben sich auch viele deutsche Communities gebildet, wodurch man immer einen Bezug zu seiner Heimat hat. In dieser Hinsicht werden auch viele Aktivitäten in der Heimatsprache angeboten.

In Ägypten lässt sich ein relativ hoher Lebensstandard für vergleichsweise wenig Geld realisieren. Die Garantie auf Sonne und warme Temperaturen sind darüber hinaus ein großer Pluspunkt, bei dem immer ein gewisses Gefühl von Urlaub mitschwingt.

Melanie Holland-Nell hat BWL mit Fachrichtung Tourismus studiert und arbeitete nach ihrem Studium für knapp 10 Jahre in namenhaften Luxushotels am Roten Meer in Ägypten. Seit 2016 schreibt sie für Auslandskarriere.