Fukushima & Radioaktivität: 9 Jahre danach – Wie sicher ist es heute nach Japan zu reisen?

[dropcap]A[/dropcap]m 11. März 2020 ist es genau neun Jahre her, dass Japan eine Dreifach-Katastrophe, bestehend aus einem Erdbeben, einem Tsunami und einem Atomreaktorunfall in Fukushima, erlebt hat.

Die Katastrophe begann mit einem  Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala. Aufgrund dieses Seebebens kam ein Tsunami zustande, der vor allem die Nordostküste Japans verwüstete und viele Opfer forderte. Die Unfallserie löste zudem auch eine Kernschmelze in drei Blöcken des Atomkraftwerks Fukushima I aus. Diese Kernschmelze setzte radioaktive Stoffe frei.

Verharmlosung der Katastrophe durch die japanische Regierung

Erst zwei Jahre nach der Katastrophe von Fukushima wurden Stimmen laut, dass die japanische Regierung die Atom-Katastrophe verharmlost hat. So hat die japanische Regierung die Katastrophe nur mit Stufe fünf angegeben, obwohl eine Kernschmelze als Stufe sieben eingestuft werden sollte. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau erklärt der Strahlenbiologe Dr. Edmund Lengfelder, dass ein verstrahltes Gebiet wie Fukushima mit einem Leitnuklid wie Cäsium 137 eine Halbwertzeit von 30 Jahren hat. Um dieses Gebiet wieder besiedeln zu können braucht es circa 300 Jahre.

Die radioaktive Strahlung mache auch nicht vor dem Meer halt und wird von Meerestieren und Fischen aufgenommen. Dr. Lengfelder warnt besonders vor dem Konsum von japanischem Fisch und Pilzen. Dr. Lenfelder behauptet außerdem, dass Tokio verstrahlter sei, als es zunächst zugegeben wurde. Er sieht den Fall, als importierter japanischer Tee einen zu hohen Wert an Radioaktivität in Frankreich aufwies und deshalb zurückgeschickt wurde, als Beweis an.

Die Zeit veröffentlichte einen Artikel über die Atomkraftwerkfirma Tepco und glaubt den Grund für die Intransparenz gefunden zu haben: Die japanische Regierung habe die Katastrophe verharmlost, da sie selbst der größte Anteilshaber an Tepco-Aktien gewesen sei.

Wie sicher ist es heute nach Japan zu reisen?

Sieben Jahre nach der Katastrophe von Fukushima gibt das Auswärtige Amt eine Teilreisewarnung für Fukushima raus. Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die Rote Zone um das Kraftwerk von Fukushima, wie auch vor unnötigen Reisen in die Gelbe und Grüne Zone. Die Warnung gelte für die Gebiete, die sich 20 km um das Atomkraftwerk befinden sowie die Ortschaft Iitate, Katsurao, Minamisōma und Kawamata. Wer Genaueres zu der Roten, Gelben und Grünen Zone erfahren möchte, wird auf ein PDF-Dokument weitergeleitet, welches ausschließlich in Japanisch gehalten wird.

Das Auswertige Amt bekräftigt, dass ein Japan-Besuch außerhalb der evakuierten Gebiete „aus radiologischer Sicht“ unbedenklich sei. Der japanische Arzt Dr. Mita warnt jedoch davor, dass Tokio nicht länger bewohnbar sei. Er behauptet, dass die Kontaminierung im Großraum Tokios zu hoch sei und dass diese mit der Zeit schlimmer werden könnte. Als Grund nennt er die Handhabung von Abfällen, die auf kleinstem Raum in Deponien gesammelt werden. Mehr zu der Kritik von Dr. Mita finden Sie hier.

Sind Lebensmittel aus den gefährdeten Gebieten sicher?

Radioaktive Partikel, die über Regentropfen, Schnee oder Lebensmittel in den Körper gelangen, können sich in körpereigenen Zellen einlagern und man ist somit der Radioaktivität dauerhaft ausgesetzt. Die Lebensmittel und Trinkwasser-Kontrollen sind durchaus streng in Japan. Die Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln seien sogar strenger als in Deutschland. Im Jahr 2014 soll nur ein Prozent der Proben über dem zulässigen Grenzwert gelegen sein.

Andere Quellen behaupten, dass es keine sichere Dosis an Radioaktivität gebe. Mehr Informationen finden Sie in diesem englischen Artikel. Das Zentrum der Gesundheit behauptet, dass die Mineralerde Bentonit die radioaktive Belastung im Körper zumindest reduzieren kann, indem es die Radioaktivität an sich zieht und so wieder ausgeschieden werden kann.

Bezüglich der Informationen über die Radioaktivität in Japan und die darausfolgende Gefahr für Besucher scheinen die Meinungen von Experten auseinander zu gehen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob ein Urlaub oder ein längerer Auslandseinsatz in Japan in Frage kommt.


Disclaimer: Auslandskarriere ist kein Gesundheitsportal. Die enthaltenen Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.

Quellen: fr-online.de, augustinus-gymnasium.de, zeit.de, news.abs-cbn.com, netzfrauen.org, wdr.de, zentrum-der-gesundheit.de, auswaertiges-amt.de

 

Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.